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Floristin Melanie Hillmann bei der Arbeit im Blumenladen Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Blumenhändlerin

Ausgabe 02/2024

Die Floristin Melanie Hillmann (43) lebt mit ihrem Vater, ihrem Freund und zwei Hunden in Schwerte und arbeitet im Induapark in Dortmund. Von Andreas Schulte

„Mein Berufswunsch stand schon in der achten Klasse fest. Ich habe damals ein dreiwöchiges Praktikum bei Blumen Risse gemacht. Ich durfte verkaufen und Sträuße binden und stand so gleich voll in der Verantwortung. Das hat mir gefallen. Meine Eltern haben versucht, mir andere Berufe wie etwa technische Zeichnerin schmackhaft zu machen. Aber das war mir egal, und das ist es mir bis heute. Blumen machen mir gute Laune. Ich finde es immer wieder schön, zu sehen, was man aus einer einzelnen Blume als Werkstück machen kann, wenn man zum Beispiel einen Strauß bindet.

Ich habe nach der mittleren Reife eine Ausbildung zur Floristin in einem kleinen Familienbetrieb gemacht. Da stand man zur Adventszeit schon mal bis nachts im Laden.

Heute geht es geordneter zu. Ich bin im Gartencenter Blumen Risse als Abteilungsleiterin in der Blumen- und Dekoabteilung angestellt. Im Team haben wir sehr viel Spaß, selbst wenn es, wie am Muttertag oder vor Ostern, stressig ist. Ich muss viel organisieren, etwa Arbeitspläne schreiben. Aber ich binde weiterhin selbst Sträuße und verkaufe. Das muss auch so sein, denn damit erfülle ich kleine Träume, das merkt man in der Mehrzahl der Fälle an den Reaktionen der Kunden.

Verbesserungswürdig an meinem Arbeitsplatz sind allerdings das Gehalt und die Arbeitszeiten. Blumen zu verkaufen und dabei Vasen, Keramik und Erde zu schleppen, ist körperliche Arbeit. Das wird in der Gesellschaft nicht mehr genügend wertgeschätzt, und meine Rente wird zudem zu schmal ausfallen. Daher sehe ich unsere freiwilligen Sonntagsschichten mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Wir arbeiten zwar unter der Woche ohnehin schon in drei Schichten und manchmal bis 20 Uhr, aber durch das zusätzliche Geld aus Sonntagsschichten kann man sich dann auch einmal etwas Besonderes wie ein gutes Essen leisten.“

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