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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Sarkasmus als Postkarte

Ausgabe 04/2013

Die Postkarten von Klaus Staeck gehören längst zum Kanon des Kulturbetriebes. Und keine Angst: Man kann sie auch mit der Post verschicken.

Spöttischer Sarkasmus kennzeichnet die Postkarten, mit denen der Künstler Klaus Staeck seit den 1960er Jahren auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam macht. „Die Karten sind meine große Liebe“, sagt er, „weil sie im guten Sinne populär sein können: jedermann zugänglich, billig und benutzbar. Sie sind Bilder, sind Argumente, die man im Wortsinne bei sich tragen kann.“ Das Motiv aus dem Jahr 1987 (Foto), das bis heute als Postkarte und Plakat vertrieben wird, zeigt den neuen BMW-Zwölfzylinder im Stil einer Werbeanzeige. Der Wagen aus der 7er-Reihe hat 300 PS; erstmals muss die Geschwindigkeit eines BMWs nach oben automatisch abgeregelt werden. Staecks Text ist eine deutliche Kritik am Autowahn, an der Modellpolitik des Autokonzerns. Andere Themen, die den Plakatkünstler herausfordern, sind die Sexualmoral der Kirche, die Müllberge, die Geschäfte der Rüstungsindustrie oder die Kontakte konservativer deutscher Politiker mit diktatorischen Regimes in Chile oder anderswo auf der Welt. Er beruft sich auf die Tradition der politischen Collage aus der Weimarer Republik, setzt aber auch modernere Mittel ein wie die subversive Verfremdung von Werbemotiven. Längst gehören Staecks Arbeiten zum Kanon des Kulturbetriebs. Dass es mittlerweile etwas ruhiger um ihn geworden ist, deutet er auf seine Weise: „Inzwischen zögern die Museen und einige Buchhandlungen ein wenig, weil sie die Besucher vor politischen Themen lieber schützen wollen.“ So ein Satz ist nicht ohne List formuliert, wie auch Staecks Kommentar auf der Internetpräsenz der Edition Staeck, die seine Postkarten vertreibt: „(Es spricht) nicht für die Liberalität in unserem Lande, wenn mehr und mehr Leute sich besorgt erkundigen, ob man derartige Karten noch mit der Post verschicken könne. Aus Erfahrung kann ich sie beruhigen: Noch kann man.“ 

Text: Kay Meiners

RÄTSELFRAGEN
- Wie nannte sich einer der berühmtesten politischen Künstler der Weimarer Republik, dessen bürgerlicher Name Helmut Herzfeld war?
- Bei welcher Geschwindigkeit wurden 1987 die neuen BMWs der 7er-Reihe abgeregelt?
- Klaus Staeck wuchs in einer ostdeutschen Industriestadt auf. Wie ist ihr Name?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 30. April 2013 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE
1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 3/2013
Technische Nothilfe – Deltawerke – Helmut Schmidt

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