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Rätselhaftes Fundstück: Geliebte Legende

Ausgabe 06/2012

Schnell wurde "Die Legende von Paul und Paula" zum Liebling der Kinogänger in der DDR - auch weil der Film einen ungeschminkten Blick auf den oft tristen Alltag warf. Die Geschichte um eine unglückliche Liebe sahen damals rund drei Millionen Menschen. Doch fast wäre der Film verboten worden.

Flower-Power gegen die Parteimoral, persönliches gegen verordnetes Glück – das ist die Essenz von Heiner Carows Film „Die Legende von Paul und Paula“, der im Sommer 1973 in den Kinos der DDR gezeigt wird. Der Plot geht so: Da ist Paul (Winfried Glatzeder), persönlicher Referent in einem Ministerium. Er ist unglücklich verheiratet, doch glaubt er, sich in seiner Position nicht scheiden lassen zu können. Und da ist Paula (Angelica Domröse), ungelernte Arbeiterin ohne Ambitionen auf Höheres. Sie lebt mit ihren Kindern in einer verfallenden Altbauwohnung, muss allein Kohlen schleppen und fällt abends todmüde ins Bett: „Es muss doch was anderes geben als schlafen, arbeiten und wieder schlafen und arbeiten.“ Soll sie den Reifenhändler heiraten, der sie umgarnt? „Meine Kinder“, sagt sie zu sich, „hätten endlich einen Vater.“

Doch da lernt sie eines Tages Paul kennen – und leidenschaftlich lieben. Sie sagt: „Wir lassen es dauern, solange es dauert. Wir machen nichts dagegen und nichts dafür. Wir fragen uns nicht allerlei blödes Zeug, nur die Namen. Ich bin Paula.“ – „Paul.“ Verliebt empfängt sie ihn in ihrer blumengeschmückten Wohnung und schnippt ihm, der gerade von einer Übung der Betriebskampfgruppe kommt, in einer frühen Fassung des Filmes lässig die Mütze vom Kopf – eine Szene, die später herausgeschnitten wird. Er zögert: „Keiner kann immer nur das tun, was er will. Vorläufig ist das noch so.“ Dann nimmt der Film eine dramatische Wendung. Als Paulas Kind von einem Auto überfahren wird, gibt sie sich die Schuld und löst sich von Paul. Nun endlich kämpft er um sie und erobert sie zurück. Doch bei der Geburt eines gemeinsamen Kindes stirbt sie.

Der Film wird einer der größten Erfolge der DEFA. Drei Millionen Menschen sehen ihn. Wegen der Kamera, die den Alltag der DDR immer dann ungeschminkt einfängt, wo es nötig ist, um zu verstehen, und ihn immer dann poetisch überhöht, wo geträumt werden darf. Wegen der wunderbaren Musik. Und wegen der Charaktere, die glaubwürdig sind in einem Staat, in dem viel gelogen wird. Gleich am Anfang zeigt Carow, wie alte Bausubstanz gesprengt wird und Plattenbauten eingeweiht werden – jeder kann sich selbst einen Reim darauf machen. Er zeigt Opportunismus, sozialen Ehrgeiz, kleinbürgerliche Konsumlust. Und eine Protagonistin, die ihr privates Glück gegen alle Zwänge durchsetzt. Um ein Haar wird der Film verboten, doch Erich Honecker höchstpersönlich entscheidet am Morgen vor der Premiere, ihn zu zeigen. Nach dem Ende des Films schweigen die geladenen Kader eisig. Doch unter den anderen Kinogängern bricht sich Beifall Bahn. Er hält ungefähr zwanzig Minuten lang an.

Text: Frank Ahland

Rätselfragen

Wer schrieb neben Heiner Carow das Drehbuch zum Film?
Welche DDR-Rockband verdankt den beiden im Film gespielten Liedern „Geh zu ihr“ und „Wenn ein Mensch lebt“ ihren Aufstieg?
In welchem Film von Leander Haußmann ist ein Klingelschild „Paul und Paula“ zu sehen?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 4. Juli bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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Redaktion Mitbestimmung,
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Auflösung der Rätselfragen 5/2012

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