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Magazin Mitbestimmung

: Editorial

Ausgabe 01+02/2005

von Kay Meiners
Kay-Meiners@boeckler.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Wenn man mit Werbeleuten oder mit Journalisten zu tun hat, kommt man schnell auf ein Thema: das Image der Gewerkschaften.Auch wenn die Debatte darüber oft oberflächlich geführt wird, die Kontrahenten auf schnelle Erfolge im täglichen Meinungskampf schielen - sie zielt auf ihre gesellschaftliche Funktion. Um die ist es schlecht bestellt: Fast alle Autoren in diesem Heft diagnostizieren einen Bedeutungsverlust. Im Jahr 2004 ging die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder um rund 350 000 auf 7,01 Millionen zurück. Schönreden hilft nichts.

Wichtig ist nur, dass man nicht bei der Analyse stehen bleibt. Deshalb wollen wir ganz praktisch zeigen, welche Wege Gewerkschaften beschreiten, um der Marginalisierung entgegenzutreten - die effiziente Pressearbeit von Betriebsräten, wie sie Silke Ernst aus eigener Erfahrung am Beispiel DaimlerChrysler beschreibt (Seite 42), oder neue Formen des "Campaigning" und "Organizing", wie sie Agnes Schreieder in den USA gelernt hat (Seite 34). Ob eine Trendwende gelingen wird, das vermag heute niemand zu sagen. Warnfried Dettling zeigt uns in seinem Beitrag (Seite 18) aber, was dafür die unabdingbare Voraussetzung ist: Der Gewerkschafter, der das Überkommene als Amtsinhaber lediglich verwaltet, ist in Krisenzeiten zu schwach - der Gewerkschafter, der als Demagoge mit Ängsten und Vorurteilen spielt, macht alles noch schlimmer. Nur wer als Staatsmann die Menschen an neue Realitäten heranführt, hat überhaupt Aussicht auf Erfolg. Darum der Mount Rushmore auf dem Titel und ein Bild von Cicero im Editorial.

Ein Nachtrag in eigener Sache sei gestattet: Auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, können zu einer konstruktiven Debatte um die richtige Politik und um die Zukunft der Gewerkschaften beitragen. Die Leserbriefe, deren Zahl in letzter Zeit deutlich gestiegen ist, beweisen, dass Sie das auch tun. Besonders zur Rezension des Buches "Die Reformlüge" haben uns zahlreiche Zuschriften erreicht (Seite 67). Darüber haben wir uns sehr gefreut. Lassen Sie uns auch in Zukunft an Ihrer Meinung teilhaben!

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