Mein Arbeitsplatz: Die Schulfotografin
Kirsten Haarmann (55) lebt in Hamburg. Als Schulfotografin ist sie mit der Kamera in Hamburg und im Umkreis von 150 bis 200 Kilometern unterwegs. Von Werner Bachmeier
„Das Klassenfoto, die klassische Erinnerung an die gemeinsame Schulzeit, wie wir es alle kennen, das mache ich. Als Schulfotografin arbeite ich immer an einem anderen Ort. Mein Einsatzgebiet reicht im Norden bis Flensburg, südlich bis Osnabrück und östlich bis Hannover. In diesem Umkreis fotografiere ich von Kindergärten mit vier Gruppen bis zu Schulzentren mit 60 Klassen. Vor meiner Kamera stehen Menschen aus verschiedenen sozialen Milieus, was mich jeden Tag neu herausfordert. Neben dem klassischen Klassenfoto fotografiere ich die Schülerinnen und Schüler einzeln. Die Porträts nutzen sie für Bus-, Mensa- oder Schülerausweise.
Pro Klasse plane ich eine halbe Stunde für Gruppen- und Einzelfotos. Nach der Begrüßung stelle ich das Gruppenfoto. Dann heißt es viermal lächeln. Anschließend notiere ich, wer wo steht. Nach zehn Minuten folgen die Porträts. Die Dokumentation der Namen ist wichtig, damit jeder drei Tage später die eigenen Fotos im Onlineportal sehen kann. Damit mein Arbeitstag gut funktioniert, muss ich mich mit den Schulen im Vorfeld gut absprechen. Ist jemand eine Stunde vor Schulbeginn vor Ort? Ist der Raum für meine Arbeit geeignet? Muss ich noch Stühle und Tische ausräumen? In einer Stunde muss mein mobiles Studio stehen.
Nach 25 Jahren kann ich oft morgens um acht Uhr schon einschätzen, wie die Stimmung ist und wie mein Arbeitstag laufen wird. Obwohl ich meist unter Zeitdruck arbeite, es immer wieder laut zugeht, macht mir die Arbeit Spaß. Siebte und achte Klassen sind in fast jeder Schule die größte Herausforderung: Die Pubertät schlägt voll zu, und Eitelkeiten, Machogehabe und Unsicherheiten füllen den Raum und fordern meine ganze Erfahrung. Hier möchte ich mit Lehrkräften nicht tauschen. Aber ich lasse mich gerne auf jede neue Klasse ein, und wenn ich Jugendliche für den entscheidenden Fotomoment gewinne, ist das einfach schön.“