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Der französische Politiker Jean Jaurès wird ins Pantheon gebracht Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Auf dem Weg ins Pantheon

Ausgabe 03/2020

Der französische Politiker Jean Jaurès kämpfte stets dafür, die zerstrittenen Sozialisten zu einen. Eindringlich warnte er außerdem vor einem Krieg mit Deutschland. Von Marc von Lüpke

Eine traurige Prozession zieht am 23. November 1924 durch Paris. Tausende beobachten, wie einige Dutzend Männer eine Plattform durch die Straßen schieben. Darauf befindet sich ein Sarg mit den sterblichen Überresten von Jean Jaurès. Jaurès war der populärste sozialistische Politiker Frankreichs; immer wieder war er für die Rechte der Arbeiter eingetreten. Die Männer, die seinen Sarg schieben, sind Bergleute, die Jaurès ehren wollen. An diesem Tag wird der Leichnam des bereits zehn Jahre zuvor bei einem Mordanschlag ums Leben gekommenen Jaurès ins Panthéon getragen, wo Frankreich verdiente Persönlichkeiten bestattet. 

1859 als Sohn eines kleinen Landgutbesitzers im Languedoc geboren, besucht Jaurès prestigeträchtige Ausbildungsstätten für den akademischen Nachwuchs. Früh erhält er eine Professur in Toulouse. Es ist aber nicht nur die gelehrte Welt, die ihn interessiert – sondern auch die Politik. 1885 nimmt er mit nur 26 Jahren für vier Jahre als Abgeordneter in der Nationalversammlung Platz; er ist zu diesem Zeitpunkt gemäßigter Republikaner.

Seine Hinwendung zum Sozialismus erfolgt später. In Carmaux, einer Stadt in Jaurès’ südfranzösischer Heimat, streiken 1892 die Bergarbeiter für die Wiedereinstellung eines Arbeitskollegen, der auch gewählter sozialistischer Bürgermeister ist und vom Eigentümer des Bergwerks entlassen wurde. Die Regierung schickt Soldaten. Jaurès ergreift Partei für die Streikenden, die am Ende ihre Anliegen durchsetzen. Ein Jahr später zieht Jaurès erneut in die Nationalversammlung ein, diesmal für die Sozialisten. Sein Ziel besteht darin, die in zahlreiche Gruppen zerstrittene politische Richtung zu einen. Mit Erfolg: 1905 formiert sich die Parti socialiste, section française de l’Internationale ouvrière. 

Zu diesem Zeitpunkt ist Jaurès, der in der Zwischenzeit eine vierbändige Geschichte der Französischen Revolution verfasst hat, landesweit bekannt. Der wortgewaltige Sozialist engagiert sich in der sogenannten Dreyfus-Affäre für den 1894 wegen angeblichen Verrats militärischer Geheimnisse an Deutschland zu Unrecht verurteilten Offizier Alfred Dreyfus und prangert Verschleierungsversuche der für den Prozess Verantwortlichen an.

Neben sozialer Gerechtigkeit – Jaurès befürwortet die Veränderung der Gesellschaft auf parlamentarisch-demokratischem Wege – ist die Vermeidung eines neuen Krieges mit Deutschland das Anliegen des Sozialistenführers. In nationalistischen Kreisen gilt er deswegen als Verräter. In dieser aufgeheizten Stimmung erschießt ein junger Fanatiker den Pazifisten Jaurès am 31. Juli 1914 in einem Pariser Café. Drei Tage später befinden sich Frankreich und Deutschland im Krieg.

Rätselfragen
Wie heißt die Insel vor der Küste Französisch-Guayanas, auf die Alfred Dreyfus vier Jahre lang verbannt worden war? Welchen Namen trägt das Gebäude im 7. Pariser Arrondissement, in dem mit der Nationalversammlung das Unterhaus des französischen Parlaments tagt?Mit welchem späteren französischen Regierungschef und Friedensnobelpreisträger gründete Jean Jaurès 1904 die sozialistische Zeitung L’Humanité?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 1. August 2020 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise
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Auflösung der Rätselfragen 2/2020
1781
Ernst Christian Trapp
Mexiko 

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