Mein Arbeitsplatz: Als Frau in der Männerdomäne
Carola Schaffner, 47, aus Horgen bei Zürich, ist Feuerwehrfrau und Designerin. Ihre Firma Frisch Frech bietet online Gürtel aus ausgemusterten Wasserschläuchen oder Taschen aus Brandschutzbekleidung an. Das Material hat sie zur Stützpunktfeuerwehr geführt.
Horgen, Waldeggstraße 21. „Als ich mich entschied, Feuerwehrfrau zu werden, war mir nicht bewusst, dass ich in eine der letzten Männerdomänen einbreche. Wir sind in unserer Stützpunktfeuerwehr 90 Männer und fünf Frauen, verteilt auf drei Züge. Für viele war ich einfach Luft. Andere machten dumme Bemerkungen wie: ‚Die wird das nie lernen.‘ Ich habe es aber gelernt. Als Frau muss man immer besser sein. Ich habe viele Männer erlebt, die nach vielen Jahren immer noch Angst haben, wenn sie in einem geschlossenen Raum löschen müssen. Ich habe keine Angst.
Ich bin jetzt seit sieben Jahren bei der Stützpunktfeuerwehr Horgen. Im Gegensatz zur Dorffeuerwehr, die nur für die eigene Gemeinde zuständig ist, fahren wir auch Bahn- und Autobahneinsätze wie die Berufsfeuerwehr. Die Ausbildung war spannend, aber auch hart. Im ersten Jahr übt man am künstlichen Feuer in einem Brandhaus. Das schwierigste ist, die schweren Instrumente vom Fahrzeug zu hieven und bei einem längeren Einsatz zu halten. Feuerwehrleute verletzen sich öfter am Wasserdampf hinter dem Schlauch als am Feuer. Bei unseren Bahn- und Autobahneinsätzen zwischen Horgen und Zürich etwa müssen wir lernen, Autos aufzuschneiden, wenn Menschen darin eingeklemmt sind. Aber wir müssen auch Keller auspumpen. Viele Hausbrände entstehen durch einen Kurzschluss von Elektrogeräten, das kann ein Bügeleisen, aber auch eine Kaffeemaschine sein. Wir bekommen pro Einsatz 60 Franken für die erste, 40 Franken für jede weitere Stunde. Aber deshalb ist kaum jemand bei der Feuerwehr.
Ich liebe diesen Job, weil man wirklich helfen kann. Mein dramatischstes, aber auch schönstes Erlebnis war ein Brand in einem Asylbewerberheim. Das Haus war angezündet worden, es brannte lichterloh. Ich war Truppführer und als Erste mit meinem Trupp vor Ort. In dem Gebäude lebten viele Familien mit Kindern. Ein Junge ging mit meinem Sohn in die Schule. Wir haben drei Stunden lang gelöscht. Auch die Nachbarn haben geholfen. Das ganze Viertel war in dieser Nacht auf den Beinen. Am Ende ist niemandem etwas passiert. Das war ein tolles Gefühl.“
Text: Michaela Namuth