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John Dewey Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Demokratie statt Fremdbestimmung

Ausgabe 02/2020

Der Amerikaner John Dewey wird gern mit dem Prinzip Learning by Doing in Verbindung gebracht. Vor allem aber steht er für die Verbindung von Demokratie und Gewerkschaften. Von Marc von Lüpke

Ein fleißiger Schreiber war John Dewey schon immer, er ist es auch noch im hohen Alter. Rund 700 Artikel und 40 Bücher verfasst er. In seinen Schriften fordert Dewey die Demokratisierung sämtlicher Lebensbereiche, moderne Schulen und eine kritische Selbstreflexion der Naturwissenschaft. Kein Wunder, dass er sich für die soziale Frage, für Gewerkschaften und Arbeiterbildung interessiert. 

Wer Dewey verstehen will, muss vor allem das Werk „Demokratie und Erziehung“ lesen, das er an der Columbia University in New York schreibt, wo er seit 1904 lehrt, und das sehr bekannt wird, als es 1916 erscheint. Kinder sollen nicht nur zu mündigen Bürgern erzogen werden, sondern Bildung soll auch auf eine Arbeitswelt vorbereiten, die von Selbst- und Mitbestimmung statt von Fremdbestimmung geprägt ist. Demokratie ist für ihn zunächst keine Frage der Regierungsform – er sieht in Demokratie vielmehr die grundsätzliche Anerkennung sozialer Egalität.

Geboren 1859 in Burlington im US-Bundesstaat Vermont als Sohn eines Händlers, entscheidet sich Dewey für die akademische Laufbahn, besucht die University of Vermont, arbeitet als Lehrer, studiert weiter an der Johns Hopkins University. Es ist die Philosophie, die ihn besonders fasziniert. Er promoviert über Immanuel Kant, den großen deutschen Philosophen der Aufklärung. Später, als Professor in Chicago, etabliert Dewey sich als Vertreter des Pragmatismus – einer Denkrichtung, die die Bedeutung der Praxis gegenüber der bloßen Theorie betont. 

Aus diesem Geist heraus gründet er in Chicago zusammen mit seiner Frau Alice eine Laborschule, in der Kinder durch experimentelles Erproben lernen. Heute wird er oft mit dem Lernprinzip Learning by Doing (scherzhaft „Learning by Dewey-ing“) in Verbindung gebracht, auch wenn es nicht von ihm erfunden wurde.

Dewey engagiert sich politisch. Er unterstützt die Gründung der Bürgerrechtsorganisation National Association for the Advancement of Colored People sowie mehrerer Gewerkschaften, in denen er verschiedene Funktionen übernimmt. Zugleich ist er in der Arbeiterbildung engagiert. Als es 1929 zwischen der Gewerkschaftshochschule Brookwood College, die auf seine Initiative zurückgeht, und dem Gewerkschaftsbund American Federation of Labor zum Streit kommt, weil die Bildungseinrichtung ihre Studierenden zum Nachdenken über Alternativen zum Kapitalismus ermuntert, ergreift Dewey Partei für die Freiheit der Bildung. 1930 wird er emeritiert, doch er bleibt bis zu seinem Tod im Jahr 1952 aktiv – etwa in einer Kommission zur Untersuchung der von sowjetischer Seite im Schauprozess gegen den verfemten Leo Trotzki erhobenen Vorwürfe.

Rätselfragen
In welchem Jahr erschien Immanuel Kants Hauptwerk „Kritik der reinen Vernunft“ erstmals?
Wie hieß der Hochschullehrer, der 1778 den ersten Lehrstuhl für Pädagogik in Deutschland innehatte?
In welchem Land wurde Leo Trotzki 1940 von einem Attentäter ermordet?

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