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Mathias Krüger, 40, ist als Schiffsführer bei Thyssenkrupp angestellt und lebt in Duisburg. Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Der Binnenschiffer

Ausgabe 02/2020

Mathias Krüger, 40, ist als Schiffsführer bei Thyssenkrupp angestellt und lebt in Duisburg.

Auf dem Rhein zu fahren empfinde ich als Freiheit. Dabei bin ich nicht, wie viele andere Schiffer, wochenlang von zu Hause weg und lege auch keine weiten Strecken zurück. Ich transportiere Erze und Kohle für die Hochöfen der Stahlwerke an der Ruhr. Dafür bin ich zwischen mehreren Löschstellen hier im Hafen von Thyssenkrupp in Duisburg unterwegs – und kann nach Feierabend nach Hause. Zwei Matrosen unterstützen mich auf dem Schiff. Die Arbeit auf den kurzen Strecken mag sich langweilig anhören. Sie ist es aber nicht, denn wir müssen ständig anspruchsvolle Manöver fahren.

Stressig wird es vor allem bei Nebel. Dann ist höchste Konzentration gefordert. Wir haben zwar ein GPS, aber das zeigt uns nur unsere Fahrrinne und andere Schiffe mit GPS. Das GPS ist eine der wenigen Änderungen in all den Jahren. Trotz Digitalisierung ist auf dem Schiff vieles beim Alten geblieben. Wir fahren auch weiterhin in Wechselschicht. Das gefällt mir. Denn so habe ich lange Freizeiten. Das ist gut für die Familie, mit der ich in Duisburg lebe.

Viele Binnenschiffer stehen in einer langen Familientradition. Bei mir ist das anders. Als Kind habe ich zwar an der Elbe gelebt und dort oft die Schiffe beobachtet. Aber das war es auch schon. 1996, als ich nach Duisburg kam, habe ich mich für diese Arbeit entschieden, weil sie damals unter den handwerklichen Berufen die höchste Ausbildungsvergütung versprach.

Mittlerweile kann ich mir keinen anderen Job mehr vorstellen. Ich möchte genau diese Arbeit bis zu meiner Rente machen. Nur ganz selten träume ich noch davon, auch einmal weitere Strecken mit dem Schiff zu fahren, wie während meiner Ausbildung – aber dann als Passagier. Früher ging es auch mal von Basel bis Rotterdam. Manchmal war ich vier Wochen von zu Hause weg. Heute denke ich: Eine Flusskreuzfahrt könnte mir gefallen. Auf dem Rhein oder auf der Donau.“