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Systemrelevant Folge 157 zu Rente und Gute Arbeit Podcasts

Systemrelevant Podcast: Rente: Gute Arbeitsbedingungen für alle ermöglichen

Bettina Kohlrausch und Florian Blank erläutern, wieso Forderungen nach einer weiteren Anhebung des Rentenalters an der Realität vieler Beschäftigter völlig vorbeigehen und wieso ein gesünderes Arbeitsleben viele aktuelle Probleme beheben könnte.

[23.08.2023]

Demografischer Wandel, Fachkräftemangel und Arbeitskräfteengpässe, Frühverrentungen – alles Voraussetzungen und Gegebenheiten, die ins Feld geführt werden, wenn es um die Frage geht, wann Beschäftigte in Deutschland zukünftig in Rente gehen können und ob das Renteneintrittsalter nicht erhöht werden müsste. Was aber, wenn viele Beschäftigte es schon derzeit nicht mal bis zum derzeitigen gesetzlichen Rentenalter schaffen?

Laut den Ergebnissen einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) haben mehr als ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland Zweifel, die aktuelle Berufstätigkeit ohne Einschränkungen bis zum Rentenalter durchhalten zu können. Umso härter der Job ist, umso skeptischer waren Befragte.

Bettina Kohlrausch und Florian Blank sprechen über Arbeitsbedingungen, die es erschweren, einen Job bis Ende 60 auszuführen, die große Ungleichheit, die viele Menschen trifft, wenn es darum geht, noch länger zu arbeiten, und wieso sich auch aus Eigeninteresse Arbeitgeber um besseren Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und allgemein besserere Arbeitsbedingungen für ihre Beschäftigten kümmern sollten.

 

Dr. Irene Becker hat in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie ein angemessen hohes soziokulturelles Existenzminimum berechnet und festgestellt, dass das Niveau der Kindergrundsicherung je nach Alter der Kinder um 6 bis 30 Prozent höher sein müsste als nach der gesetzlichen Bedarfsermittlung.

Beckers Reformvorschlag sieht vor, die Konsumausgaben der gesellschaftlichen Mitte als Bezugspunkt zu nehmen. So wäre es nach Analyse der Armutsexpertin etwa plausibel, soziokulturelle Teilhabe als gerade noch gegeben zu definieren, wenn Haushalte bei den Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen nicht mehr als 25 Prozent und bei sonstigen Bedürfnissen nicht mehr als 40 Prozent von der Mitte nach unten abweichen. Damit lebt die Referenzgruppe zwar deutlich unter der gesellschaftlichen Mitte, hätte aber noch mehr Teilhabemöglichkeiten als bei der bisherigen Berechnung, die den Kindern und damit letztlich der gesamten Gesellschaft schadet.

Moderation: Marco Herack

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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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