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Wieder auf Kurs Böckler Impuls

Konjunktur: Wieder auf Kurs

Ausgabe 11/2025

Die Investitionspläne der Bundesregierung und der private Konsum sorgen für Wachstum. Ungemach droht durch Kriege und die destruktive US-Handelspolitik.

Die deutsche Wirtschaft schwenkt langsam auf einen Erholungskurs ein, der im kommenden Jahr deutlich an Fahrt gewinnt. Laut der neuen IMK-Konjunkturprognose wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 um 0,2 Prozent und 2026 um 1,5 Prozent zulegen. Hauptgründe für die Erholung sind ein anziehender privater Konsum und die positiven Impulse der staatlichen Investitionen und Investitionsfördermaßnahmen. Der Außenhandel entwickelt sich hingegen weiterhin schwach, vor allem, weil die internationalen Handelskonflikte bremsen. Die Arbeitslosenquote steigt 2025 auf 6,3 Prozent und 2026 noch einmal leicht auf 6,4 Prozent. Immerhin wächst die Zahl der Erwerbstätigen nach einem minimalen Rückgang in diesem Jahr 2026 wieder – um 0,2 Prozent. Die Inflationsrate dürfte 2025 bei 2,0 Prozent, 2026 bei 1,8 Prozent liegen.

Das IMK rechnet durch die Vorhaben der Bundesregierung in diesem Jahr mit zusätzlichen Impulsen von gut 8 Milliarden Euro und 2026 von gut 40 Milliarden Euro. Diese Impulse werden dazu beitragen, dass die Ausrüstungsinvestitionen 2025 um 0,6 Prozent und 2026 um 6,6 Prozent zulegen. Beim privaten Konsum ist bei weiter moderat zunehmenden Einkommen, noch einmal sinkender Inflation und zurückgehender Sparquote mit einem realen Zuwachs von 1,5 Prozent 2025 und 2,4 Prozent 2026 zu rechnen. 

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Infografik: Das Bruttoinlandsprodukt wird laut IMK-Prognose 2025 um 0,2 Prozent steigen, 2026 um 1,5 Prozent. Auch bei den privaten Konsumausgaben und den Investitionen ist ein Aufwärtstrend erkennbar.
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Das IMK erwartet, dass die öffentlichen Einnahmen 2025 etwas stärker steigen als die Ausgaben – auch, weil die öffentlichen Investitionen erst zum Jahresende spürbar ausgeweitet werden. Das gesamtstaatliche Defizit wird daher von 2,7 auf 2,4 Prozent des BIP zurückgehen. Im kommenden Jahr schlagen mehr Geld für Investitionen und Verteidigung, der Ausgleich der kalten Progression bei der Einkommenssteuer und Sonderabschreibungen für Unternehmensinvestitionen zu Buche, sodass sich das Defizit auf 3,1 Prozent erhöht. Die Forschenden gehen aber nicht davon aus, dass die EU-Kommission deswegen ein Verfahren einleitet. Denn Verteidigungsausnahmen sind nun in erheblichem Umfang von den europäischen Schuldenbremsen ausgenommen.

„Wir sehen jetzt die Entwicklung, die wir auch schon im Frühjahr prognostiziert hatten: Die politische Unsicherheit in Deutschland ist gesunken, ebenso wie die Energiepreise, das kurbelt die Einkaufsneigung der Menschen an“, sagt IMK-Direktor Sebastian Dullien. „Die zunehmenden staatlichen Investitionen und Investitionsfördermaßnahmen dürften ab der zweiten Jahreshälfte die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen stärken.“

Trotz positiver Aussichten sei die wirtschaftliche Erholung aber kein Selbstläufer, betont Dullien. Als größtes Risiko macht das IMK aus, dass sich die Handelskonflikte stärker als erwartet zuspitzen, auch mit der möglichen Folge, dass die USA durch die aggressive und erratische Politik von Präsident Donald Trump in eine Rezession geraten. Auch ein längerer Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist derzeit ein relevantes Risiko, weil er zu anhaltend höheren Ölpreisen führen könnte. Gerade mit Blick auf den privaten Konsum als absehbaren Wachstumsmotor sei daher wichtig, dass der positive Impuls im Inland nicht konterkariert werde. „Genau in die falsche Richtung führen da Forderungen nach Abbau bei der sozialen Sicherung, bei Schutzstandards im Bereich von Arbeitszeiten oder Wünsche, auf spürbare Verbesserungen beim Mindestlohn zu verzichten“, so Dullien.

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