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HBS Böckler Impuls

Makroökonomie: Wie Ungleichheit in die Krise führt

Ausgabe 09/2015

Die Finanzkrise und die Krise im Euroraum stehen am Ende einer historischen Phase, in der sich die Einkommen immer weiter auseinanderentwickelt haben.

Viele Ökonomen vermuteten zu Recht, dass hier ein Zusammenhang besteht, so Engelbert Stockhammer, Professor an der Kingston University in London. Aber welche Mechanismen genau dahinterstehen, bleibe oft unklar. Stockhammer hat vier Wege identifiziert, auf denen Ungleichheit die Wirtschaft destabilisiert hat:

Mehr Ungleichheit, weniger Konsum. In den vergangenen Jahrzehnten ging die Lohnquote in den meisten westlichen Ländern deutlich zurück. Wenn ein größerer Teil der Einkommen an die Besser- und Bestverdienenden fließt, leidet die reale Güternachfrage. Denn Reiche sparen große Teile ihres Einkommens, statt sie auszugeben.

Finanzströme verschleiern reale Ungleichgewichte. International mobiles Kapital und deregulierte Finanzmärkte haben Ungleichgewichte im Welthandel gefördert. Einnahmen aus Exportüberschüssen wurden in Defizitländern angelegt und ermöglichten ihnen die Einfuhr weiterer Waren. So blieben die nötigen realwirtschaftlichen Korrekturen aus und die globale Wirtschaft wurde instabiler.

Stagnierende Löhne treiben Haushalte in die Verschuldung. Dies gilt besonders für die USA, wo sich das Verhältnis von Einkommen und Schulden vor allem bei den unteren Einkommensgruppen dramatisch verschlechtert hat.

Ungleichheit befeuert die Spekulation. Extrem riskante Wertpapiere spielen in den Anlagestrategien der Mittelschicht keine große Rolle. Erst große Vermögensüberschüsse schaffen den Markt für hochgradig spekulative Finanzinstrumente.

Die gesellschaftliche Einkommensverteilung gleichmäßiger zu gestalten, sei angesichts der Krisenerfahrungen kein „ökonomischer Luxus“, sondern entscheidender Bestandteil eines stabilen Wachstumsmodells, so Stockhammer.

Engelbert Stockhammer: Rising inequality as a cause of the present crisis, in: Cambridge Journal of Economics 3/2015

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