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HBS Böckler Impuls

Altersübergang: Viele mit 60 reif für die Rente

Ausgabe 12/2010

Die meisten Beschäftigten verabschieden sich zwischen 57 und 63 aus dem Berufsleben. Länger bleiben können gut Ausgebildete wie Manager oder Ärzte - und zunehmend mehr Ältere müssen als Pförtner, Reinigungskraft oder Wächter arbeiten.

Das Gros der Erwerbstätigen in Deutschland scheidet deutlich vor dem 65. Geburtstag aus dem Arbeitsleben aus - nur etwa jeder zehnte bleibt bis zum gesetzlichen Rentenalter im Beruf. Wie lange die Beschäftigten durchhalten, untersucht der neue Altersübergangs-Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ). Der Forscher Martin Brussig wertete dafür Angaben der  jährlichen Mikrozensus-Befragung von 2001 bis 2007 aus.

52- bis 58-Jährige. Mit Anfang 50 sind etwa 75 Prozent der Menschen berufstätig. Wenn die Beschäftigten auf die 60 zugehen, sinkt die Quote zwar, aber nur leicht. Das war vor einiger Zeit noch anders: Wer um 1939 geboren wurde, blieb  dank der Frühverrentungspolitik häufig mit 55 zu Hause. Für den Jahrgang 1949 ist das kaum mehr ohne erhebliche finanzielle Einbußen möglich. Es ist zur Norm geworden, im sechsten Lebensjahrzehnt weiter zu arbeiten, schreibt Brussig. Auffällig ist zudem: Die Erwerbstätigenquoten der 55-Jährigen sind über die Berufsklassen hinweg noch sehr ähnlich. Die langfristigen Folgen von psychischen und körperlichen Arbeitsbelastungen schlagen noch nicht durch. Nur aus einzelnen Berufen scheiden Beschäftigte aus: ­Polizisten, Bauarbeiter und Lokführer gehen schon ab 50.

57- bis 63-Jährige. Um das 60. Lebensjahr trennen sich die Wege, der Anteil der Erwerbstätigen halbiert sich rasch. Das Rückzugstempo unterschiedet sich nach Art des Berufes:

  • Manager, Ärzte oder Wirtschaftsprüfer überstehen den 60. Geburtstag meist mühelos im Arbeitsleben.
  • Schlechter stehen die Chancen von körperlich arbeitenden Menschen, egal ob qualifiziert oder angelernt. Überwiegend hören Industriemechaniker, Werkzeugmacher, Elektriker und Bauarbeiter zwischen 57 und 63 auf.
  • Der Anteil der Beschäftigten in einfachen Dienstleistungsjobs steigt sogar. Geringverdiener können sich einen vorzeitigen Ausstieg nicht leisten. Und vormals besser Dotierte, die in ihrem Beruf keine Stelle mehr bekommen, nehmen nun Minijobs als Wachschutzpersonal, Pförtner oder Gebäudereiniger an - weil sie keine gute Altersvorsorge haben.

Über 65-Jährige. Auch eine wachsende Zahl an Rentnern muss aus diesem Grund weiterarbeiten, so der Report. Sechs Prozent der 67- und 68-Jährigen arbeiten noch. Sie verdingen sich überwiegend in einfachen Dienstleistungsberufen, etwa als Reinigungskraft, Pförtner oder Zeitungsausträger.

Martin Brussig: Erwerbstätigkeit im Alter hängt vom Beruf ab, Altersübergangs-Report 5/2010, mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung

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