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HBS Böckler Impuls

Gebäudereiniger: Unsaubere Praktiken

Ausgabe 19/2005

Wenn Städte und Gemeinden Reinigungsaufträge für öffentliche Gebäude nur nach dem billigsten Preis vergeben, tragen sie zu hohem Leistungsdruck und indirekt sogar zu Tarifbrüchen bei.

Diesen Schluss zieht eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte  Studie aufgrund von Untersuchungen in sechs großen und mittleren gewerblichen Reinigungsbetrieben und drei Kommunen.

Das Problem: Sparvorgaben in vielen Gemeinden setzen sowohl private Dienstleister als auch die verbliebenen kommunalen Reinigungsbetriebe unter starken Druck. Um Aufträge zu ergattern, erhöhen die Unternehmen drastisch die Leistungsanforderungen an ihre Reinigungskräfte. Manche Privatfirmen unterschreiten dabei sogar tarifliche Standards - obwohl der für allgemeinverbindlich erklärte Tarifvertrag alle Unternehmen der Branche bindet. Nach Einschätzung der Wissenschaftlerinnen ist Tarifdumping "nicht die Ausnahme". Viele Kommunen verlangten zwar eine Tariftreue-Erklärung, kontrollierten deren Einhaltung aber nicht.

Eine Studie aus dem Jahr 2004 kommt sogar zu dem Resultat, dass nur 35 bis 49 Prozent der Beschäftigten in privaten Reinigungsbetrieben tariflich korrekt entlohnt werden.

Fazit der Forscherinnen: Die öffentlichen Auftraggeber tragen eine "soziale Verantwortung, die sie bislang überwiegend nicht wahrnehmen". Die Kommunen müssten die Einhaltung von Standards regelmäßig überprüfen. Zudem sollten sie tarifbrüchige Unternehmen wirksam sanktionieren können, etwa durch den Ausschluss von weiteren Vergaben.

Claudia Gather u.a.: Vergeben und vergessen? VSA Hamburg 2005; Studie von Forscherinnen der FH Hildesheim / Holzminden / Göttingen, der FH für Wirtschaft Berlin und der Universität Frankfurt/Main.

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