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HBS Böckler Impuls

Gewinnbeteiligung: Ungleiche Chancen auf Erfolgsprämien

Ausgabe 02/2014

Immer mehr Arbeitnehmer erhalten Erfolgsbeteiligungen, besonders in der Metall- und Elektroindustrie. Geringqualifizierte, Leiharbeiter und Frauen gehen überdurchschnittlich oft leer aus.

Wenn die Unternehmensgewinne sprudeln, profitieren in erster Linie die Eigentümer – manchmal aber auch die Arbeitnehmer: Bei Audi gab es 2011 eine Erfolgsbeteiligung von durchschnittlich 9.100 Euro pro Mitarbeiter, Porsche zahlte 7.600 und Volkswagen 7.500 Euro. Christine Slomka vom Duisburger Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) hat untersucht, wie weit solche erfolgsabhängigen Entgelte verbreitet sind. Das Hauptaugenmerk ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie lag auf der Metall- und Elektroindustrie. Insbesondere in dieser Branche, aber auch in anderen Wirtschaftszweigen hat in den vergangenen Jahren der Anteil der Beschäftigten zugenommen, die eine Gewinnbeteiligung erhalten. Allerdings gibt es große Unterschiede – unter anderem zwischen Groß- und Kleinbetrieben, Stamm- und Randbelegschaften, Männern und Frauen.

Slomkas Untersuchung basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels und des IAB-Betriebspanels. Der Auswertung zufolge ist erfolgsabhängige Bezahlung in der Metall- und Elektroindustrie überdurchschnittlich verbreitet: Schaut man auf den Anteil unter allen Beschäftigten, ist die Quote seit dem Jahr 2000 nahezu stetig gestiegen, schreibt die Soziologin. Damals erhielt etwa jeder fünfte Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie entsprechende Zahlungen, 2010 war es jeder vierte. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 15 auf 20 Prozent, über alle Branchen von 8 auf 14 Prozent. Wegen der Finanzkrise sei die Verbreitung von Erfolgsbeteiligungen 2009 zwar zurückgegangen, so die Analyse, doch bereits 2010 habe man wieder fast das Vorkrisenniveau erreicht. Im Jahr 2011 beteiligten 15 Prozent der Metall-Betriebe ihre Beschäftigten an den Gewinnen. Gesamtwirtschaftlich waren es 10 Prozent, ebenso im Verarbeitenden Gewerbe.

Die einzelnen Betriebe der Metall- und Elektroindustrie unterscheiden sich zum Teil erheblich in Sachen Gewinnbeteiligung. Dabei besteht ein starker Zusammenhang mit der Belegschaftsgröße: Bei den Betrieben ab 200 Beschäftigten bekommt knapp die Hälfte erfolgsabhängige Entgelte, bei weniger als 20 Beschäftigten sind es nur 9 Prozent. Auch innerhalb der Unternehmen seien die Chancen auf Erfolgsprämien sehr ungleich verteilt, konstatiert die IAQ-Forscherin. Azubis und Ungelernte etwa könnten mit 8 und 13 Prozent eher selten von Gewinnen profitieren. Von den qualifizierten Arbeitnehmern dagegen erhielt 2010 ein Fünftel eine Erfolgsbeteiligung – und von den Führungskräften die Hälfte.

Darüber hinaus spielt die Zugehörigkeit zur Stamm- oder Randbelegschaft eine entscheidende Rolle: Der Studie zufolge haben 2010 nur 2 Prozent der Leiharbeiter am Unternehmenserfolg partizipiert. Ohnehin bestehende Entgeltunterschiede hätten sich dadurch vertieft. Das Gleiche gilt für die Lohnkluft zwischen den Geschlechtern: Frauen in der Metall- und Elektroindustrie erhalten nicht nur seltener eine Gewinnbeteiligung als Männer, sie bekommen mit 1.600 Euro im Schnitt auch wesentlich weniger als ihre männlichen Kollegen mit knapp 5.900 Euro. Die Autorin führt das darauf zurück, dass Frauen regelmäßig an „gläserne Decken“ stoßen, also nur schwer in Führungspositionen gelangen können. Zudem schlage die vergleichsweise hohe Teilzeitquote unter weiblichen Beschäftigten zu Buche.

Generell stelle die zunehmende Verbreitung von Erfolgsentgelten aus Arbeitnehmersicht eine ambivalente Entwicklung dar, so Slomka. Zwar sei es grundsätzlich erfreulich, wenn hohe Profite auch den Beschäftigten zugutekommen. Andererseits sei die Kopplung von Entgeltbestandteilen an den Unternehmensgewinn für die Arbeitnehmerschaft risikoreicher als feste übertarifliche Lohnbestandteile. Unabhängig davon empfiehlt die Wissenschaftlerin, die Ungleichheiten bei der Gewinnbeteiligung einzudämmen, also beispielsweise Leiharbeiter stärker einzubeziehen und für mehr Gleichbehandlung von Männern und Frauen zu sorgen. 

  • Insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie, aber auch in anderen Branchen hat in den letzten Jahren der Anteil der Beschäftigten zugenommen, die eine Gewinnbeteiligung erhalten. Zur Grafik

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