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Malus für Mütter Böckler Impuls

Weiterbildung: Malus für Mütter

Ausgabe 04/2023

Wenn Frauen Kinder bekommen, hat das negative Auswirkungen auf ihre Teilnahme an beruflicher Weiterbildung. Väter stehen besser da.

Lebenslanges Lernen gilt in der heutigen Arbeitswelt als zentral: Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen und Beschäftigte für die Digitalisierung zu qualifizieren, braucht es Weiterbildung. Sie wird aber nicht allen gleichermaßen zuteil: Frauen mit Kindern schneiden bei der Teilnahme im Schnitt deutlich schlechter ab. Bei Männern wirken sich Kinder weniger nachteilig aus. Das geht aus einer Studie von Gundula Zoch hervor. Die Soziologin von der Universität Oldenburg warnt davor, dass fehlende Weiterbildung die ohnehin geringeren beruflichen Chancen von Frauen in der sensiblen Phase der Familiengründung zusätzlich beeinträchtigen und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zementieren könnte.  

Zoch hat Daten des Nationalen Bildungspanels ausgewertet, für das regelmäßig rund 12 000 Personen befragt werden. In die Analyse einbezogen wurden Erwerbstätige im Alter zwischen 24 und 55 Jahren. Den Ergebnissen zufolge bestehen zwischen den Geschlechtern grundsätzlich keine gravierenden Unterschiede bei der beruflichen Weiterbildung: Bei den Frauen beträgt die Teilnahmequote 32 Prozent, bei den Männern 30 Prozent. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man zusätzlich zwischen Eltern und Kinderlosen unterscheidet: Während 38 Prozent der Frauen ohne Kinder an mindestens einer berufsorientierten Weiterbildung teilnehmen, beträgt der Anteil bei den Müttern nur 30 Prozent. Bei Vätern und kinderlosen Männer fallen die Quoten mit 31 und 30 Prozent dagegen ähnlich aus. Das deute auf einen ausgeprägten „Mutter-Malus“ hin, so die Forscherin.

Tatsächlich lässt sich ein solcher negativer Effekt auch dann nachweisen, wenn Faktoren wie die Ausbildung oder der Beruf statistisch berücksichtigt werden. Zwar ergibt sich auch für die Väter ein Minus, es ist allerdings deutlich schwächer ausgeprägt als bei den Müttern. Der Effekt bei den Vätern lässt sich zudem weitgehend durch berufliche Auszeiten und Änderungen bei den geleisteten Arbeitsstunden erklären. Der Mütter-Malus wird dagegen nur unwesentlich kleiner, wenn solche zusätzlichen Veränderungen rund um die Familiengründung in die Berechnungen einbezogen werden. Das spricht Zoch zufolge dafür, dass Väter nur temporär, nämlich solange sie kleine Kinder haben, in Sachen Weiterbildung kürzertreten, während bei den Müttern noch andere, von den Daten nicht erfasste Faktoren eine Rolle spielen. Denkbar wäre beispielsweise, dass Mütter Karriereziele aufgeben, wenn sie – auch wegen fehlender Betreuungsmöglichkeiten – Beruf und Familie nicht mehr unter einen Hut bekommen. Zudem könnten Vorgesetzte geneigt sei, Müttern grundsätzlich geringere Ambitionen und Produktivität zu unterstellen und sie deshalb bei der Weiterbildung zu diskriminieren.

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