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HBS Böckler Impuls

Lohnpolitik: Lohnzurückhaltung bringt keine Jobs

Ausgabe 10/2009

Die Lohnzurückhaltung dieses Jahrzehnts hat in Deutschland keine neuen Arbeitsplätze geschaffen.

Sieben Jahre mit geringen Lohnzuwächsen haben den Unternehmen hohe Gewinne beschert. Investitionen und Beschäftigung haben sie nicht gefördert. Das zeigt die Analyse von Professor Thomas von der Vring zur Entwicklung von Arbeitskosten, Gewinnen, Investitionen und Arbeitsplätzen für die Jahre 2000 bis 2007.

Die Gründe für die schlechte Arbeitsplatzbilanz: Weil die Lohnzurückhaltung die Binnennachfrage drosselte, sahen die Unternehmen kaum Anreize, in zusätzliche Produktion zu investieren - und damit neue Jobs zu schaffen. Die Gewinne verwendeten die Unternehmen stattdessen zum Abbau ihrer Schulden oder legten sie im Ausland an. Im Einzelnen:

Lohnzurückhaltung: Die Lohnkosten gingen - gemessen am Umsatz - in diesem Zeitraum um fast 8 Prozentpunkte zurück, in der Industrie sanken sie sogar um mehr als 16 Prozentpunkte.

Hohe Gewinne: Zeitgleich stiegen die Gewinne aufgrund der anhaltenden Lohnzurückhaltung um 99 Milliarden Euro - verglichen mit einem Szenario, in dem die Lohnstückkosten im gesamten Zeitraum unverändert blieben. Dabei war in den Jahren 2004 bis 2007 die Finanzausstattung der Unternehmen insgesamt sogar so üppig, dass sie rein rechnerisch keinen einzigen Kredit brauchten und im Durchschnitt noch sparen konnten.

Kaum Arbeitsplätze: Die Ausgaben für private Anlageinvestitionen erhöhten sich jedoch nur um 14 Milliarden Euro. Dementsprechend lag die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2007 nur um 60.000 über der von 2000. In der Industrie gingen sogar 640.000 Jobs verloren.

Wohin die Gewinne stattdessen flossen, zeigt ein Blick in die Leistungsbilanz: Zwischen 2000 und 2007 beläuft sich der zusätzliche Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands auf 194 Milliarden Euro. Der Kapitalexport summiert sich sogar auf 270 Milliarden Euro. Genauer: Das Geld wurde im Ausland angelegt, finanzierte also zum Beispiel einen Teil der Konsumzuwächse in den USA. Erst wenn die Nachfrage aus dem In- und Ausland - darunter besonders die private Binnennachfrage - preisbereinigt um mehr als zwei Prozent pro Jahr wächst, werden auch die privaten Investitionen nennenswert zunehmen, so von der Vring. Die einseitige Förderung der Exportindustrie durch niedrige Lohnabschlüsse hingegen habe sich nicht ausgezahlt.  

  • Die Lohnzurückhaltung dieses Jahrzehnts hat die Unternehmensgewinne steigen lassen. Jobs hat sie jedoch nicht geschaffen. Die Gewinne verwendeten die Unternehmen zum Abbau ihrer Schulden – oder sie legten sie im Ausland an. Zur Grafik

Thomas von der Vring: Bilanz der Lohnzurückhaltung 2000-2007 im volkswirtschaftlichen Kreislauf Deutschlands, in: WSI-Mitteilungen 6/2009

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