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HBS Böckler Impuls

Minijobs: Das Wunder lässt auf sich warten

Ausgabe 05/2005

Zwei Jahre gibt es die Minijobs, was ist daraus geworden? Hunderttausende neue Arbeitsplätze oder massenhafte Verdrängung von regulären Arbeitsplätzen? Die jüngsten Daten der Minijob-Zentrale - bei ihr müssen die Jobs gemeldet werden - deuten darauf hin, dass die Bedeutung der 400-Euro-Jobs für den Arbeitsmarkt überschätzt wird.

Fest steht: Seit Einführung der Minijob-Regelung sind sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren gegangen. Im Dezember 2004 zahlten rund 26,5 Millionen Beschäftigte voll in die Sozialversicherung ein - fast 260.000 weniger als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig arbeiteten 6,84 Millionen gewerblich Beschäftigte versicherungsfrei auf 400-Euro-Basis - über 690.000 mehr als Ende 2003. Alle auf ehemals regulären Stellen?

Für die Verdrängungsthese gebe es zumindest "starke Indizien", so Hartmut Seifert, Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung. Zumal vor allem dort viele sozialversicherungspflichtige Stellen verloren gingen, wo viele Minijobber aktiv sind - beispielsweise in Gaststätten und im Einzelhandel. Im Schlussquartal 2004 gab es allerdings erstmals weniger Beschäftigte mit 400-Euro-Job als im Vorjahreszeitraum. Dieser Trend könnte sich aus zwei Gründen fortsetzen:

  • Offenbar schlägt die schwache Konjunktur nun auch auf die geringfügige Beschäftigung durch.
  • 400-Euro-Jobs werden wegen der verschärften Anrechnung auf das Arbeitslosengeld II für viele ehemalige Empfänger von Arbeitslosenhilfe unattraktiv.

Fest steht: Das erhoffte Jobwunder lässt auf sich warten - wenn es nicht ganz ausbleibt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) meint, dass die Neuregelung im ersten Jahr gerade einmal 53.000 zusätzliche Stellen gebracht hat - bei Einnahmeverlusten von gut einer Milliarde Euro für Fiskus und Sozialversicherung. Fast zehnmal so viel neue Minijobs - nämlich 523.000 - weist die Bundesagentur für Arbeit aus. Eine irreführende Zahl, argumentiert das DIW: Allein wegen der Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze von 325 auf 400 Euro rutschten 241.000 Minijobber in die Statistik, die vor der Neuregelung knapp über der Geringfügigkeitsgrenze gearbeitet haben.
Auf Zahlen will sich auch die Deutsche Bundesbank nicht festlegen, die der Reform grundsätzlich positiv gegenüber steht: Per Saldo dürften "neue Arbeitsmöglichkeiten" entstanden sein, glaubt die Notenbank und beruft sich dabei auf ein Gutachten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI).

Fest steht: Das eigentliche Ziel der Reform rutscht immer weiter an den Rand des Blickfelds. Der Minijob sollte keine Dauerbeschäftigung sein, sondern eine Zwischenstation auf dem Weg zu einer regulären Beschäftigung. Doch allzu oft ist der Minijob eher eine Sackgasse als die erhoffte Beschäftigungsbrücke, wie das RWI ermittelte: Nur "in den seltensten Fällen" werde ein Minijob für eine nicht-geringfügige Beschäftigung aufgegeben. Von den Minijobbern selbst werde die geringfügige Beschäftigung kaum als eine mögliche Brücke in den regulären Arbeitsmarkt angesehen.

  • Zwei Jahre gibt es die Minijobs, was ist daraus geworden? Hunderttausende neue Arbeitsplätze oder massenhafte Verdrängung von regulären Arbeitsplätzen? Die jüngsten Daten der Minijob-Zentrale - bei ihr müssen die Jobs gemeldet werden - deuten darauf hin, dass die Bedeutung der 400-Euro-Jobs für den Arbeitsmarkt überschätzt wird. Zur Grafik
  • Zwei Jahre gibt es die Minijobs, was ist daraus geworden? Hunderttausende neue Arbeitsplätze oder massenhafte Verdrängung von regulären Arbeitsplätzen? Die jüngsten Daten der Minijob-Zentrale - bei ihr müssen die Jobs gemeldet werden - deuten darauf hin, dass die Bedeutung der 400-Euro-Jobs für den Arbeitsmarkt überschätzt wird. Zur Grafik

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