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HBS Böckler Impuls

Gender: Chefetagen in Männerhand

Ausgabe 07/2008

Frauen sind in Vorständen und Aufsichtsräten deutscher Konzerne die Ausnahme. Daran hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert.

Nur 15 der 160 Aktiengesellschaften in den wichtigsten deutschen Börsenindizes haben weibliche Vorstandsmitglieder. Der Frauenanteil beträgt auf Vorstandsebene gerade einmal 2,5 Prozent. Dies geht aus einer Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Der Studie liegen die im DAX, M-DAX, S-DAX und Tec-DAX gelisteten Unternehmen zugrunde.

Nur in einem dieser Unternehmen stellen Frauen die Mehrheit im Vorstandsgremium: Die Führungsriege der Beteiligungsfirma BB Medtech besteht aus zwei Frauen und einem Mann. Ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis im zweiköpfigen Vorstand des Motorenherstellers Thielert AG. Ganze 6 der 160 Unternehmen kommen auf ein Drittel weibliche Vorstandsmitglieder. Der Regelfall sind jedoch rein männliche Vorstandsrunden. "Und daran hat sich seit der letzten Untersuchung von 2005 nichts geändert", sagt Marion Weckes, die Autorin der Studie. In anderen Ländern finden sich deutlich mehr Frauen in leitenden Managementpositionen. Das gilt vor allem für Norwegen, wo es seit Anfang dieses Jahres eine gesetzliche Quotenregelung für die Vorstandsgremien von Aktiengesellschaften gibt.

Je höher das Börsensegment, desto niedriger ist der Frauenanteil im Top-Management: Im DAX liegt er bei 0,5 Prozent. In diesem Börsensegment hat mit der Hypo Real Estate Holding lediglich ein Unternehmen eine Frau im Vorstand. Im M-DAX kommen Frauen auf 1,8 und im S-DAX auf 3,8 Prozent der Vorstandssitze. Die Technologieunternehmen im Tec-DAX überlassen Frauen immerhin 5 Prozent der obersten Managementposten. Ebenfalls  unterrepräsentiert sind Frauen in Aufsichtsräten - allerdings nicht ganz so drastisch wie in den Vorständen. Gut neun Prozent der Aufsichtsratsposten sind mit Frauen besetzt.

Zur besseren Frauenvertretung in den Aufsichtsgremien trägt vor allem die Mitbestimmung bei: Während in nicht-mitbestimmten Unternehmen nur knapp drei Prozent der Aufsichtsratsmitglieder weiblich sind, liegt die Quote in mitbestimmten Unternehmen bei fast elf Prozent. Wobei die Arbeitnehmerseite 82 Prozent der weiblichen Aufsichtsräte stellt. In keinem Aufsichtsrat ohne Arbeitnehmerbank sind Frauen und Männer gleich stark vertreten. Dagegen sind die Mitglieder in 13 der mitbestimmten Aufsichtsgremien mindestens zur Hälfte weiblich.

  • Frauen schaffen es selten in die höchsten Management- und Kontrollorgane deutscher Kapitalgesellschaften. Am ehesten gelingt ihnen dies dank Mitbestimmung: als Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat. Zur Grafik

Marion Weckes: Geschlechterverteilung in Vorständen und Aufsichtsräten, März 2008

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