Forschungsprojekt: Der soziale Wirkungskredit - Konzept und Implementierung

Der soziale Wirkungskredit: Konzept und Implementierung

Projektziel

Social Impact Bonds bzw. Soziale Wirkungskredite sind eine neue Form privat vorfinanzierter sozialer Dienstleistungen. Private Kapitalgeber investieren in Projekte im sozialen Bereich und erhalten ihr Geld mit Rendite zurück, wenn vorab definierte Ziele wie z. B. Wiedereingliederungsquoten erfüllt wurden. In europäischen Nachbarländern ist dieses Instrument stärker verbreitet als in Deutschland.

Projektbeschreibung

Kontext

Seit Jahren wird über die Knappheit finanzieller Mittel für die Durchführung sozialer Dienste eine intensive Diskussion geführt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte die stärkere Nutzung privater Investitionen in diesem Bereich darstellen, die allerdings in der Regel mit Renditeerwartungen verbunden sind. Mittels wirkungsorientierter Finanzierung soll sowohl die öffentliche Hand Kosteneinsparungen erzielen, als auch ein höherer Wirkungsgrad sozialer Interventionen herbei geführt werden. Während in den angloamerikanischen Ländern bereits darüber nachgedacht wird, inwieweit soziale Dienste als Feld für Kapitalanlagen genutzt werden können, stehen in anderen europäischen Staaten Fragen der Messbarkeit von Wirkungen sozialer Interventionen durch privat finanzierte soziale Dienste im Vordergrund. Die Diskussion spannt sich von der Frage der Finanzialisierung sozialer Dienste bis hin zu einer neuen Bewertung der Wirkungsfrage im Kontext sozialer Dienstleistungsproduktion.

Fragestellung

Das Projekt untersucht explorativ die Ausgangsbedingungen der Implementierung von Social Impact Bonds in verschiedenen europäischen Ländern und die konkrete Gestaltung der Finanzierungsbedingungen sowie der (vertraglich) zu erzielenden Wirkungen. Dabei geht es auch um die Frage, ob sich die sozialen Interventionen der Leistungserbringer durch Social Impact Bonds verändern. Analysiert wird, wie die Festlegung der Wirkungskriterien erfolgt, nach denen sich die sozialen Interventionen auszurichten haben. Dabei geht es auch um die Frage, inwiefern die Forderung nach einer Meßbarkeit der Ergebnisse, die direkt auf die Interventionen zurück geführt werden können, in den SIB-Projekten eingehalten wird oder nicht. Die sozialpolitischen Rahmenbedingungen der Gestaltung von Projekten des Impact Investing spielt dabei eine zentrale Rolle.

Untersuchungsmethoden

Die Erhebungen erfolgen mittels qualitativer leitfadengestützter Expertengespräche.

Darstellung der Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass von unterschiedlichen Modellen des Impact Investing gesprochen werden kann: ein angloamerikanisches Modell, in dem eine deutliche Renditeorientierung das private Investment bestimmt und ein kontinentaleuropäisches Modell, in dem Impact Investing in erster Linie zur Verbesserung der Wirkungen sozialer Interventionen eingesetzt wird. In beiden Fällen sind bei Social Impact Bonds erhebliche Transaktionskosten festzustellen, die die breite Anwendung dieses Modells des Impact Investing einschränkt. Zugleich zeigt sich aber auch, dass mit der Forderung nach strikter Ergebnisorientierung in der Finanzierung sozialer Dienste ein erheblicher Legitimationsdruck auf die staatlich-administrativen Formen der Förderung sozialer Intervention ausgeübt wird, die dazu führen, dass wirkungsorientierte Formen der Finanzierung sozialer Dienste deutlich verstärkt werden. Da in SIB-Projekten auch Zielgruppen erreicht werden sollen, die außerhalb des üblichen Spektrums der Finanzierung sozialer Interventionen stehen, wird das Impact Investing auch als ein Instrument der Förderung sozialer Innovationen angesehen. Der Anspruch kausaler Wirkungsnachweise ist empirisch fragwürdig.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Norbert Wohlfahrt

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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