zurück
HBS Böckler Impuls

Zufriedenheit: Gut gelaunte Steuerzahler

Ausgabe 03/2013

Wer Steuern zahlt, fühlt sich besser. Darauf deutet eine empirische Studie hin.

Wie sich staatliche Abzüge vom Einkommen auf das Empfinden der Steuerzahler auswirken, hat ein Forscherteam des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) untersucht. Das Ergebnis: Zwischen der Höhe von Einkommensteuern und Sozialbeiträgen und dem subjektiven Wohlbefinden besteht ein positiver Zusammenhang. Für ihre Analyse haben die Ökonomen Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 1985 bis 2010 ausgewertet. Als Maß für das subjektive Wohlbefinden der Befragten dienten Antworten auf die Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit. Auf diese Größe wirkt sich die Steuerbelastung auch dann positiv aus, wenn das Netto-Einkommen der Befragten konstant gehalten wird. Das heißt: Wer bei unverändertem Lebensstandard mehr Steuern zahlt, fühlt sich besser.

Die IZA-Wissenschaftler nennen mehrere mögliche Erklärungen für ihren Befund. Zum einen könnte eine höhere Steuerbelastung in der Wahrnehmung der Befragten mit einer besseren Versorgung mit öffentlichen Gütern einhergehen. Zum anderen sei denkbar, dass Präferenzen für Umverteilung oder soziale Sicherheit eine Rolle spielen. Auch Steuermoral könnte dazu beitragen, dass Abgaben an den Fiskus das Wohlbefinden erhöhen.

Tatsächlich scheinen mehrere dieser Faktoren zusammenzuwirken: Den Berechnungen zufolge wirken sich Steuern signifikant positiv bei Bürgern in der oberen Einkommenshälfte aus, die regelmäßig öffentliche Güter in Form kultureller Veranstaltungen in Anspruch nehmen. Keinen Einfluss hat die Steuerlast auf das Wohlbefinden derjenigen, die viel verdienen, aber solchen Veranstaltungen fernbleiben. Altruistische Neigungen hingegen machten Steuerzahlungen attraktiv, so die Autoren. Das Gleiche gelte für die Angst vor Risiken, die bei Geringverdienern das Bedürfnis nach sozialer Sicherheit erhöhe. Für Gläubige mit geringem Einkommen, die über die Kirchensteuer freiwillig zusätzliche Abgaben leisteten, also eine vergleichsweise ausgeprägte Steuermoral aufwiesen, sei ebenfalls ein positiver Effekt auf das Wohlbefinden nachweisbar. Stärker ausgeprägt als bei den Vergleichsgruppen sei dieser Effekt bei Wählern von linken Parteien und Ostdeutschen, denen die Forscher mehr Sympathie für Umverteilung attestieren.

  • Die Steuerquote entspricht dem Anteil der Steuereinnahmen am Bruttoinlandsprodukt. Deutschland liegt bei der Steuerbelastung international im Mittelfeld. Zur Grafik

Alpaslan Akay u. a.: Happy Taxpayers? Income Taxation and Well-Being (pdf), SOEPpaper Nr. 526, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung 2012

Impuls-Beitrag als PDF

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen