Forschungsprojekt: Schattenwirtschaft (Shadow Economy)

Schattenwirtschaft, Steuerpolitik und Arbeitsmärkte im internationalen Vergleich: Optionen für die Wirtschaftspolitik

Projektziel

Ziel der Studie sind Empfehlungen zur Verringerung der Schattenwirtschaft in Deutschland und in der EU. Es wird der Hypothese nachgegangen, dass Schattenwirtschaft nicht allein durch Belastungen der Wirtschaftssubjekte mit Steuern, Abgaben und bürokratischen Hemmnissen verursacht wird, sondern auch durch subjektive Beurteilungen, institutionelle und kulturelle Einflüsse.

Veröffentlichungen

Thießen, Ulrich, 2011. Schattenwirtschaft: Vorsicht vor hohen Makroschätzungen, Wirtschaftsdienst, 91(3), S. 194-201.

Petersen, Hans-Georg und Ulrich Thießen, 2010. Schattenwirtschaft, Steuerpolitik und Arbeitsmärkte im internationalen Vergleich: Optionen für die Wirtschaftspolitik, Berlin, 15 Seiten.

Thießen, Ulrich, 2010. The Shadow in International Comparison: Options for Economic Policy Derived from an OECD Panel Analysis, Discussion papers 1031, Berlin: DIW, 72 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Für viele Länder werden schattenwirtschaftliche Aktivitäten auf einem relativ hohen Niveau in Relation zum offiziellen BIP geschätzt. Unbestritten ist die Unsicherheit dieser Schätzungen. Da sich in den vergangenen Jahren sowohl die theoretische Basis für diese Schätzungen von Schattenwirtschaft als auch die ökonometrischen Schätzmethoden und die Datenbasis sich teils deutlich verbesserten, werden in der Studie die volkswirtschaftliche Analyse der Schattenwirtschaft weiterentwickelt. Dabei sind vor allem solche Forschungsansätze relevant, die sich aufgrund der Fortentwicklung der Indikatoren für ökonomisch relevante Zusammenhänge nun erstmalig empirisch mit verbesserten Schätzmethoden überprüfen lassen.

Fragestellung

Wichtige Fragestellungen, die in der Studie bearbeitet wurden, sind die Bedeutung des Einflusses nicht konventioneller möglicher Gründe für Schattenwirtschaft sowie die Revision früherer Ergebnisse für konventionelle Ursachen. Einbezogen in die Analysen werden insbesondere die Zufriedenheit der Steuerzahler mit der Bereitstellung öffentlicher Güter und ihrer Qualität für ihre Abgaben, die subjektiv empfundene Gerechtigkeit des Umverteilungssystems und der relativen Entwicklung der Löhne, die Kompliziertheit des Steuer- und Abgabensystems, der Grad der Homogenität einer Gesellschaft, "Wertvorstellungen" und Normen einer Gesellschaft, die Frage des möglichen Einflusses von Mitbestimmung, auch das subjektiv wahrgenommene Verhalten leitender Personen in Wirtschaft und Staat. Welche wirtschaftspolitisch relevanten Implikationen hat die Analyse und welche Empfehlungen lassen sich für eine europäische und ggfls. deutsche Strategie ableiten?

Untersuchungsmethoden

Es wurde ein flexibles theoretisches Modell formuliert, dass die Ableitung des Einflusses der in Gruppen geordneten möglichen Ursachen für Schattenwirtschaft erlaubt. In Panel-Analysen für ausgewählte Länder wurden die aus theoretischer Sicht für Schattenwirtschaft relevanten Variablen systematisch auf ihre statistische Signifikanz getestet, einschließlich der Variablen, die institutionelle und andere bisher als nicht-ökonomisch und nicht quantifizierbar angesehene Charakteristika von Ländern abbilden können. Die signifikanten Variablen wurden in Panel Schätzungen für die ausgewählten Länder berücksichtigt. Die hieraus gewonnenen Ergebnisse liefern bereits wichtige Aussagen über die relative quantitative Bedeutung der einzelnen Einflussgrößen und sie können auch für ex-post-Prognosen für einzelne Länder dienen. Darüber hinaus wurden Struktur-Gleichungs-Modelle geschätzt (Dymimic Modelle). Die Ergebnisse führen zur Herausarbeitung wirtschaftpolitischer Implikationen.

Darstellung der Ergebnisse

- Es gibt eine Vielzahl signifikanter Einflussgrößen auf den Umfang einer Schattenwirtschaft, die nicht im Bereich von Arbeitsmarktregulierung oder dem Steuersystem liegen, wie z.B. ein hoher allgemeiner Entwicklungsstand der Volkswirtschaft, ein gutes Verwaltungssystem oder eine hohe Qualität der öffentlichen Dienstleistungen.

- Bei der Quantifizierung der Schattenwirtschaft kann über das im Projekt verwendeten Schätzmodell aufgezeigt werden, dass viele Makroschätzmodelle, die mit Umlaufgeschwindigkeiten von Bargeld operieren, das Ausmaß an Schattenwirtschaft systematisch überschätzen. Die für Deutschland und andere Industrieländer regelmäßig veröffentlichten sehr hohen Schätzungen sind daher nicht überzeugend. Das für Deutschland postulierte Niveau der Schwarzarbeit von 16 Prozent des BIP dürfte daher vielmehr im unteren einstelligen Prozentbereich des BIP liegen, so wie es auch Mikroschätzungen auf Basis von Bevölkerungsumfragen postulieren.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Hans-Georg Petersen
Universität Potsdam
LS Finanzwissenschaft

Bearbeitung

Dr. Ulrich Thießen
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
Abteilung Weltwirtschaft

Prof. Dr. Friedrich Schneider
Johannes Kepler Universität Linz Institut für Volkswirtschaftslehre
Abt. für Wirtschaftspolitik

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung