Projektbeschreibung
1. Kontext
Mit den institutionellen Rahmenbedingungen wird der Hinzuverdienst zur Rente teilweise stark reglementiert. Allerdings ist dabei immer zwischen den verschiedenen Rentenarten zu unterscheiden. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass ein Hinzuverdienst zur Rente - unabhängig von der Rentenart - im geringfügigen Umfang (bis 450 EUR monatlich) stets rentenunwirksam und insofern unbedenklich ist. Die weiteren Hinzuverdienstgrenzen variieren teilweise erheblich, je nachdem, wie alt der/die Rentenbezieher/in ist und welche Rentenart (Regelaltersrente, vorgezogene Altersrente, Teilrente, Erwerbsminderungsrente) er/sie bezieht. Soll die Parallelität von Ruhestand und Arbeit diskutiert werden, ist es aber folglich sinnvoll, unter erwerbstätigen Rentner/innen nur all jene zu fassen, die bereits eine reguläre Altersrente beziehen. Daher werden im Rahmen des Projektes ausschließlich Erwerbstätige ab 65 Jahren analysiert.
2. Fragestellung
1. Bestandsaufnahme: Welche Ausprägungen des Phänomens sind derzeit zu konstatieren?
2. Beschäftigtenbefragung: Welche individuellen Motive, Erwerbsbiografien und Lebenslagen führen zur Erwerbstätigkeit im Rentenalter?
3. Betriebe: Inwieweit werden die Beschäftigungspotenziale von Altersrentnern aus betrieblicher Perspektive wahrgenommen, und/oder lassen sich bereits betriebliche Interessen und Einsatzlogiken identifizieren?
4. Sozialpolitische Konsequenzen: Wie lässt sich das Phänomen in der sozialpolitischen Diskussion verankern, besteht ein (dringender) Handlungsbedarf?
3. Untersuchungsmethoden
1. Bestandsaufnahme auf Basis des Mikrozensus
2. Qualitative Beschäftigtenbefragung von 50 Rentnerinnen und Rentnern, die 65 Jahre und älter sind und einer bezahlten Arbeit nachgehen
3. Fünf qualitative Betriebsfallstudien
4. Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse
4. Darstellung der Ergebnisse
- Verbreitung: Aufwärtstrend auf geringem Niveau
Die Analyse des Mikrozensus zeigt, dass im Jahr 2011 in Deutschland etwa 760.000 Personen ab 65 Jahren erwerbstätig waren. Sie machten 4,5 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren aus und setzen so den Aufwärtstrend der letzten beiden Dekaden weiter fort.
- Motive: Existenz, Teilhabe und Lebensstandard
Die Motive für die Arbeit im Rentenalter sind äußerst vielfältig. Materialle Motive sind - wenn auch auf höchst unterschiedlichem Niveau - bei allen Befragten nachzuweisen. Besonders häufig wird durch die Erwerbstätigkeit eine durchschnittliche Rente aufgestockt, die allein nicht zur Lebensstandardsicherung reichen würde. Diese Einkommenslage resultiert sowohl aus makrostrukturellen Veränderungen (im System der Alterssicherung und auf dem Arbeitmarkt), also auch aus dem Haushaltskontext und geschlechtsspezifischen Differenzen.
- Sozialpolitik: Keine Problementschärfung
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in Zukunft ein immer größer werdender Teil von Rentner/innen dazu gezwungen sein wird, das Alterseinkommen durch eine Erwerbstätigkeit aufzustocken. Allerdings sind die Chancen zur Weiterarbeit sehr ungleich verteilt.