Forschungsprojekt: Vier-Tage-Woche im Krankenhaus. (Re-)Organisation von Arbeit

Projektziel

Das Projekt analysiert, begleitet und gestaltet die Re-Organisation von Arbeit, Kommunikation und Technik im Diakonieklinikum Jung-Stilling in Siegen hin zu einer Vier-Tage-Woche. Insbesondere wird durch das Vorhaben untersucht, wie konkrete Arbeitsschritte sowie Informationsflüsse- und -technologien in komplexen Organisationen partizipativ gestaltet werden.

Projektbeschreibung

Kontext

Mit Einführung der Fallpauschalen 2002 und der dadurch bedingten Kommerzialisierung des Gesundheitswesens leiden sowohl die stationären als auch die ambulanten Gesundheitseinrichtungen unter einem zunehmenden Mangel an qualifiziertem pflegerischem und ärztlichem Personal. Dazu kommt, dass die durchschnittliche Verweildauer pro Krankheitsbild sinkt, was zu mehr Arbeitsverdichtung führt. Gleichzeitig wächst die Bürokratie, sodass über 50% der Arbeitszeit in Pflege und Medizin für Dokumentation statt Patientenbetreuung verwendet wird. Die Bürokratisierung sowie Arbeitsverdichtung führt dazu, dass immer mehr Personal aus der Krankenversorgung ausscheidet und durch erhöhten Stress vermehrt Fehler im Umgang mit den Patienten entstehen.

Fragestellung

Das vorliegende Projekt untersucht und gestaltet unter Einbeziehung der Mitarbeitervertretung die Einführung der Vier-Tage-Woche zunächst in ausgewählten Abteilungen des Klinikum Jung-Stilling in Siegen mit dem Ziel, dies im Antragszeitraum auf das Gesamtklinikum zu übertragen. Mit Hilfe von eines sozio-technischen Ansatzes und unter Ausnutzung der tatsächlichen Möglichkeiten der Digitalisierung soll mittels einer Vier-Tage-Woche nicht nur die wirtschaftlich tragbare Reduzierung der Wochenarbeitszeit erreicht werden. Zugleich soll sich auch die Qualität der Behandlung und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen, denn im Zentrum stehen nicht einfach die Rationalisierung, sondern die aktuellen Herausforderungen wie belastende Arbeitsbedingungen oder der strukturelle Personalmangel als Hemmnisse für eine humane Arbeitsgestaltung. Die Einführung des neues Arbeitszeitkonzeptes wird durch eine sowohl formative als auch summative Evaluierung begleitet und hierzu Daten liefern.

Untersuchungsmethoden

Das Projekt vereint zwei Ansätze. Zum einen evaluiert es die Einführung einer Vier-Tage-Woche mit qualitativen und quantitativen Ansätzen und zum anderen gestaltet es diese mit partizipativen Methoden und Change-Management-Ansätzen. Ziel der Gestaltung ist es, alle Anspruchsgruppen am Wandel zu beteiligen und somit eng mit Pflege und Ärzten, Mitarbeitervertretung und Krankenhausleitung sowie mit Kunden und Krankenkassen zusammen zu arbeiten. Ziel der Evaluierung ist es, die Effekte einer Vier-Tage-Woche in dem spezifischen Umfeld des Krankenhauses einzufangen und den Ansatz übertragbar zu machen. Das liefert wiederum Hinweise darauf, ob das Modell der Vier-Tage-Woche als reale Arbeitszeitverkürzung auf Basis einer ganzheitlichen Arbeitssystemgestaltung auch für andere Betriebe und Einrichtungen sozial- und gesundheitsnaher Dienstleistungen fruchtbar gemacht werden kann.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Veit Braun
Diakonie Klinikum Jung-Stilling-Krankenhaus Neurochirurgische Klinik
veit.braun@diakonie-sw.de

Prof. Dr. Claudia Müller
Universität Siegen Campus Unteres Schloss I Ludwig-Wittgenstein-Haus
US-F 115
claudia.mueller@uni-siegen.de

Prof. Dr. Maximiliane Wilkesmann
Technische Universität Dortmund Sozialwissenschaftliche Fakultät
Maximiliane.Wilkesmann@tu-dortmund.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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