Projektbeschreibung
Kontext
Mit der Einführung des Deutschlandtickets erlebt der ÖPNV eine Zeitenwende. Bisher lag der Fokus der öffentlichen Debatte aber zumeist auf Nachfrage- und Nachhaltigkeitseffekten und stellt somit vorwiegend finanz- oder klimapolitische Fragen. In diesem Projekt werden hingegen die Folgen für die Beschäftigten im ÖPNV in den Blick genommen. Die Personalsituation war durch die herrschenden Arbeitsbedingungen sowie durch den Personalmangel bereits vor der Ticketeinführung angespannt. Trotzdem wird zur Milderung des Klimawandels ein deutlicher Anstieg der Fahrgastzahlen angestrebt, der die Beschäftigungslage weiter verschärfen könnte. Neben den weiterhin bestehenden Hürden, wie dem Ausbaubedarf des Angebots und dem demografischen Wandel, sehen sich die Mitarbeitenden im ÖPNV angesichts des neuen Tickets vor weitere Herausforderungen gestellt.
Fragestellung
Das Deutschlandticket wirft schon heute Fragen auf, die sich in bisherigen Bedarfsberechnungen und Beschäftigungsmodellen zum ÖPNV noch nicht stellten: Bestehen nach dem Start des Deutschlandtickets (in Summe) mehr oder weniger Arbeitsplätze in ÖPNV-Unternehmen, als in der Zeit vor der Corona-Pandemie? Wie verändern sich voraussichtlich die Arbeitsplätze in ÖPNV-Unternehmen hinsichtlich der Einsatzart (z. B. Verteilung auf Fahrdienst, technischer Dienst und Verwaltung)? Inwieweit beeinträchtigt die Änderung von Tarifstrukturen und Ticketförderung die Personalkosten von ÖPNV-Jobs? Die Beantwortung dieser Fragen soll die Abschätzung zukünftiger Personalbedarfe und Beschäftigungsverteilung in ÖPNV-Unternehmen erleichtern. Die Antworten sollen damit einen Beitrag leisten, um frühzeitig auf die arbeitspolitischen Konsequenzen des Deutschlandtickets reagieren zu können.
Untersuchungsmethoden
Es werden Szenarien mit dem Zeithorizont bis maximal 2045 entwickelt. Im Referenz-Szenario wird keine Ticketeinführung unterstellt, um eine Vergleichsbasis zu schaffen. Im Ticket-Szenario wird davon ausgegangen, dass das im Mai 2023 eingeführte Ticket langfristig angeboten wird und dass sich dadurch die Nachfrage nach ÖPNV-Leistungen ausgehend von heutigen Ticket- und Fahrgastzahlen gegenüber der Referenz verändert. Dabei wird angenommen, dass das ÖPNV-Angebot auf die veränderte Nachfrage reagiert, woraus beschäftigungsrelevante Effekte (Anzahl, Art und Ort der Beschäftigungsverhältnisse) abgeleitet werden. Zur Ermittlung und Verortung des zukünftigen Angebots wird eine aktuelle Fahrplandatenbank genutzt, deren Mengengerüste (Fahrzeuge, Linien, Taktungen etc.) entsprechend der voraussichtlich veränderten Nachfrage umgelegt werden. Über empirische Erhebungen werden aktuelle Angebots- und Personalplanungen in ÖPNV-Unternehmen erfasst und in die Berechnung einbezogen.