Forschungsprojekt: Wohnraummangel in Deutschland

- eine Analyse der sozioökonomischen Ursachen und Effekte

Projektziel

Im Jahr 2020 hatten knapp 10% der deutschen Haushalte weniger als einen Raum pro erwachsene Person zur Verfügung (Overcrowding). Ziel des Projektes ist es, die sozialen und ökonomischen Einflussfaktoren und Folgen von Overcrowding herauszuarbeiten. Zudem soll untersucht werden inwiefern sich die objektive Verfügbarkeit von Wohnraum mit deren subjektiver Einschätzung deckt.

Projektbeschreibung

Kontext

Im letzten Jahrzehnt ist auch in Deutschland die Wohnungsfrage zu einer der zentralen Fragen unserer Zeit avanciert. In der öffentlichen Wahrnehmung äußert sich diese insbesondere durch den Preis- und Mietenanstieg in Relation zu den Einkommen sowie die Knappheit von Wohnungen an Orten, an denen Arbeitnehmer:innen arbeiten und ihre Kinder zur Schule gehen. Ein weniger beachteter Aspekt der heutigen Wohnungsfrage ist die Frage nach der Wohnraumversorgung, ihrer Verteilung über diverse Bevölkerungsgruppen und möglichen Auswirkungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Nicht nur die Preissteigerungen des letzten Jahrzehnts, auch der Corona-Schock mit Homeoffice, Quarantänen und Ausgangssperren haben die Versorgung mit Wohnraum wieder zu einem zentralen Thema gemacht.

Fragestellung

Teilprojekt A

1. Was sind die sozialen und ökonomischen Determinanten von Overcrowding? Inwiefern sind prekär Beschäftigte, Facharbeiter:innen mit niedrigem Einkommen oder andere vulnerable Gruppen, wie z. B. migrantische Familien oder Alleinerziehende, besonders stark betroffen?

Teilprojekt B

2. Wie verhalten sich die objektive Verfügbarkeit von Wohnraum und deren subjektive Einschätzung zueinander? Inwiefern wird die subjektive Einschätzung vom (unbewussten) Vergleich mit bestimmten Referenzgrößen beeinflusst?

Teilprojekt C

3. Welche Folgen hat Overcrowding für Haushalte und Individuen? Inwiefern sind vulnerable Gruppen, wie Personen und Familien aus den unteren Einkommensgruppen, stärker betroffen?

Untersuchungsmethoden

Für das erste und dritte Teilprojekt werden Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) sowie des Schweizer Haushalt-Panels (SHP) verwendet. Für das zweite Teilprojekt wird mittels einer für Deutschland repräsentativen Umfrage ein neuer Datensatz erhoben, der neben allgemeinen Fragen zu wesentlichen demografischen und sozio-ökonomischen Charakteristika detaillierte Fragen zur Wohnsituation enthält.

In allen drei Teilprojekten werden deskriptive Methoden und Regressionsanalysen verwendet. Durch die Panelstruktur des SOEP besteht zudem die Möglichkeit, zeitinvariante, unbeobachtete Heterogenität durch Panelschätzungen herauszufiltern.

Für das zweite Teilprojekt wird zudem ein sog. faktorielles Survey in die neue Umfrage eingebaut, also eine experimentelle Erhebungsmethode, bei der die Befragten mit hypothetischen Situationsbeschreibungen konfrontiert werden, wobei diese sich durch zufällig variierende Konstellationen von Merkmalen unterscheiden.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Sebastian Kohl
Freie Universität Berlin Institut für Soziologie
sebastian.kohl@fu-berlin.de

Prof. Dr. Max Steinhardt
Freie Universität Berlin Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Institut für Volkswirtschaftslehre
max.steinhardt@fu-berlin.de

Prof. Dr. Luca Stella
Freie Universität Berlin
luca.stella@fu-berlin.de

Prof. Dr. Hildegard Theobald
Universität Vechta Institut für Gerontologie
hildegard.theobald@uni-vechta.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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