Forschungsprojekt: Eine Route der sozialen Demokratie für die Metropole Ruhr

Projektziel

Die geplante Route der sozialen Demokratie im Ruhrgebiet ergänzt die Route der Industriekultur um Erinnerungsorte der gelungenen und gescheiterten Kämpfe für zivile, politische und soziale Bürgerrechte. Sie wirft einen Blick auf 150 Jahre wirtschaftlichen, demokratischen und sozialen Wandel in der Metropole Ruhr und zeigt mögliche Wege in die Zukunft und der Stärkung von Teilhabe auf.

Projektbeschreibung

Kontext

Das Projekt ist ein direktes Ergebnis der von der Hans Böckler Stiftung eingesetzten Kommission Erinnerungskulturen der sozialen Demokratie. Diese attestierte, dass die Geschichte der Gewerkschaften und der Kämpfe um soziale Demokratie in der öffentlichen Erinnerungskultur der Bundesrepublik bislang nur eine randständige Rolle spielt. In ihren Abschlussempfehlungen sprach sich die Kommission dafür aus, die Verankerung dieser Erinnerungen durch regionale Projekte zu stärken. Das Ruhrgebiet bietet sich hierfür als solches an, da es dort bereits eine ausgeprägte Erinnerungskultur an die Montanindustrie in Form der Industriekultur gibt, die allerdings die großen Auseinandersetzungen um zivile, politische und soziale Bürgerrechte für Frauen und Männer und für betriebliche und gesellschaftliche Teilhabe kaum thematisiert. Vor dem Hintergrund des Wandels in der Region und einer veränderten Arbeitswelt stellt sich die Frage nach der Relevanz und Aktualisierung dieser historischen Erfahrungen.

Fragestellung

Die Route erschließt rund 150 Jahre Geschichte des Ruhrgebiets als ein ‚Laboratorium‘ für die Entstehung demokratischer Errungenschaften im Bereich der politischen Rechte, des Sozialen sowie der Arbeitswelt. Konkret fragt das Projekt nach der Bedeutung der Arbeiter:innenbewegung für sozialstaatliche Entwicklungen wie den Tarifvertrag, die Mitbestimmung in Betrieb und Unternehmen und nach Streiks, Gewerkschaftsgründungen oder Sozialisierungsbestrebungen. Gleichzeitig treten marginalisiertere Perspektiven wie die Kämpfe von Frauen um eine Gleichstellung der Geschlechter oder die Selbstorganisation von Migrant:innen in den Vordergrund. So stellt das Projekt den Bezug zu weiteren aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen, etwa Umweltgerechtigkeit oder dem Recht auf Wohnen, her und betont die Relevanz einer aktiven Erinnerungskultur. Es fragt nach den Bedingungen unter denen kollektive Solidarität möglich wurde und regt dazu an, Gesellschaft selbst zu gestalten.

Untersuchungsmethoden

Im Rahmen der Forschungsarbeit identifiziert das Projekt 20-30 Erinnerungsorte, verteilt über das Ruhrgebiet, welche exemplarisch für die Geschichte der sozialen Demokratie stehen. Diese werden didaktisch so aufgearbeitet, dass sie Jugendliche und junge Erwachsene adressieren, aber auch für „Ausflugstouristen“ die Route Industriekultur ergänzen. Neben Literatur- und Archivrecherchen schärft der Austausch mit den zahlreichen Geschichtsinitiativen und Zeitzeug:innen die Auswahl der Inhalte. Das Projekt reflektiert Einsichten der Memory Studies und der Erinnerungsgeschichte. Eine Umsetzung mittels eines Reiseführers – in print und online – und einer App sowie durch Markierungen im öffentlichen Raum ist geplant. Die Nachhaltigkeit der Erinnerungspolitik wird durch die Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) gewährleistet. Das Büro Neue Auftraggeber ergänzt die historische Ausarbeitung mittels partizipativer Ansätze, welche in der künstlerischen Gestaltung von 3-4 Orten münden.

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