Forschungsprojekt: Modularisierungsstrategien im Maschinenbau

Projektziel

Ziel des Projekts war die Untersuchung der Modularisierung der Produktion im Maschinenbau. Wie können dadurch unterschiedliche Marktschichten besetzt werden? Basierend auf semistrukturierten Experteninterviews wurden Muster abgeleitet und Theorien gebildet, die charakterisierende Merkmale, wie die Betriebsklassengröße oder die Position in der Lieferkette berücksichtigen.

Veröffentlichungen

Bauernhansl, Thomas, Marco Schneider, Uwe Schleinkofer, Philipp Mößner und Philipp Busch, 2024. Modularisierungsstrategien im Maschinenbau. Anwendung und Effekte auf Beschäftigungsgruppen, Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmensresilienz, Working Paper Forschungsförderung 322, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 69 Seiten.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Die Ökonomie der Zukunft“.
http://www.boeckler.de/de/die-okonomie-der-zukunft-18476.htm

Projektbeschreibung

Kontext

Der Maschinenbau gehört zu den bedeutendsten Industriebranchen in der deutschen Wirtschaft. In diesem Wettbewerbsumfeld verbessern etablierte Unternehmen kontinuierlich die Leistung ihrer Produkte, um sich von vergleichbaren Wettbewerbern aus dem Ausland abzuheben. Die Kostenstrukturen etablierter Unternehmen verteuern sich durch dieses Vorgehen oftmals erheblich. Neu gegründete Unternehmen oder globale Niedrigpreiswettbewerber können daher die vom Kunden gewünschte Leistung oft zu einem wesentlich niedrigeren Preis anbieten. Unterdessen nimmt bei den deutschen Maschinenherstellern die Nachfrage nach Standardprodukten ab, wohingegen die Nachfrage nach individuell angepassten Lösungen ansteigt. Aus Unternehmenssicht ergeben sich dadurch äußerst differenzierte Kundenanforderungen aus den unterschiedlichen Marktschichten (z. B. Low-End, Mid-Range, High-End) sowie -segmenten, die durch modularisierte Produkte zu bewältigen wären.

Fragestellung

Im Rahmen der zweijährigen Forschungsarbeit wurde der Einsatz von Modularisierungsstrategien hinsichtlich der Positionierung in Marktschichten empirisch untersucht. Hierzu wurden mittels qualitativer Forschungsmethoden Muster abgeleitet und Theorien gebildet, die zur Beschreibung und Erklärung der industriellen Sachverhalte dienen. Der Betrachtungsbereich lag auf dem deutschen Maschinenbau. Innerhalb der Branche wurden sowohl unterschiedliche Betriebsklassengrößen, Positionierungen innerhalb einer Lieferkette und Wettbewerbssituationen berücksichtigt. Hinsichtlich der Modularisierung wurde der Einsatz von Produkten und der Austausch einzelner Module in unterschiedlichen Marktschichten untersucht. Die handlungsleitende Forschungsfrage dieser Forschungsarbeit lautete demzufolge: Wie lässt sich die Modularisierung in Bezug auf die Positionierung in Marktschichten im Maschinenbau beschreiben?

Untersuchungsmethoden

Bei dieser qualitativen Forschungsarbeit wurde als methodologische Basis die Grounded Theory Methodology angewendet. Die Datenerhebung erfolgte in Form von semistrukturierten Interviews mit einer Zielgröße von circa 30 Experten. Die Interviews wurden mit Personen geführt, die mit der Thematik besonders vertraut sind und aufgrund ihrer beruflichen Position und den dort gesammelten Erfahrungen einen fundierten Überblick über die zu untersuchende Thematik aufweisen. Darauffolgend wurde das Datenmaterial analysiert, kodiert und anschließend interpretiert. Primärziel der qualitativen Forschungsarbeit war die Ableitung theoretischer Aussagen aus dem gesammelten Datenmaterial. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden in Form einer fallübergreifenden Ergebnisanalyse in der Studie festgehalten. Das wiederholte analytische Vergleichen führte zu einer Verifizierung, der in den einzelnen Fällen identifizierten Ergebnisse und Kodes.

Darstellung der Ergebnisse

Die Studie zeigte, dass die Positionierung in Marktschichten unabhängig der Unternehmensgröße oder Rolle in der Lieferkette ist. Die Marktteilnehmer aus der Asien-Pazifik-Region werden mittel- bis langfristig als ernstzunehmende Mitbewerber gesehen. Die Hälfte der befragten Unternehmen wendet keine systematischen Modularisierungsstrategien an. Großunternehmen setzen Modularisierungsstrategien eher systematisch um. Zwischen Rolle in der Lieferkette und der Umsetzung einer Modularisierungsstrategie konnten keine Verbindungen festgestellt werden. Ebenso findet eine Messung des Modularisierungserfolgs, wegen mangelnder Kenngrößen, nur begrenzt statt. Unternehmen, die eine Mehrfachverwendung anwenden, nutzen diese produktfamilienübergreifend als auch innerhalb. Modulen können in drei Ebenen Mechanik, Elektrik und Software, welche zumeist separat betrachtet werden, unterteilt werden. In kritischen wirtschaftlichen oder politischen Zeiten kann Modularisierung vorteilhaft sein. Sie ermöglicht eine Diversifizierung der Lieferstruktur und die Positionierung in mehreren Marktschichten. Zudem hat sie positive Auswirkungen auf die Beschäftigten, wie z.B. einfachere Montageabläufe.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Thomas Bauernhansl
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
Institutsleitung
thomas.bauernhansl@ipa.fraunhofer.de

Dr. Uwe Schleinkofer
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
uwe.schleinkofer@ipa.fraunhofer.de

Bearbeitung

Philipp Mößner
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
Zentrum für Frugale Produkte und Produktionssystem
philipp.moessner@ipa.fraunhofer.de

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
Christina-Schildmann@boeckler.de

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