Projektbeschreibung
Kontext
Die Gestaltung der Digitalisierung ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Gegenstand gesamtgesellschaftlicher wie gewerkschaftspolitischer Debatten avanciert. Nach der Hochzeit der sogenannten „Industrie 4.0“ Vision gibt es aktuell intensive Auseinandersetzungen über die Einführung von Künstlicher Intelligenz und die Folgen für Unternehmen und Betriebe. Die Geschwindigkeit und Eingriffstiefe des digitalen Wandels stellt dabei Belegschaften und ihre Interessensvertretungen vor wesentliche Herausforderungen.
Die Gewerkschaften sind in dieser Situation dazu aufgerufen, durch eine Weiterentwicklung von Mitbestimmungsinstrumenten die Handlungsfähigkeit der Belegschaften kontinuierlich zu stärken und hierfür auch neue, „visionäre“ Orientierungen und Methoden zu erschließen, die über etablierte Themensetzungen und Praxisformate betrieblicher Interessensvertretung hinausgehen.
Fragestellung
Das Projekt widmet sich der Frage, wie visionäre Gestaltungspraktiken, die alternativen betrieblichen Innovations- und Technikregimen entspringen (etwa im Genossenschaftswesen), für die Weiterentwicklung von Mitbestimmung im Kontext technologischen Wandels fruchtbar gemacht werden können. Diese übergreifende Fragestellung des Projektes wird in drei Teilfragestellungen konkretisiert:
• Welche visionären demokratischen Technikgestaltungspraktiken gibt es in genossenschaftlichen Betrieben?
• Welche Best Practices aus dem e Mitbestimmungskontext in Deutschland gibt es aber auch und wie können diese verallgemeinert und mit einem umfassenden demokratischen Anspruch verknüpft werden, um eine weitergehende Rolle von Belegschaften in Innovationsprozessen zu ermöglichen?
• Und zuletzt: Welche Handlungsstrategien bieten sich an, um einen solchen weitgehenden Gestaltungsanspruch sowie die entsprechende Mitbestimmungspraxis auf betrieblicher Ebene zu verankern?
Untersuchungsmethoden
Das Projekt verzahnt wissenschaftliche Analyse und transdisziplinäre Gestaltung des digitalen Wandels. Dazu werden Fallstudien und leitfadengestützte Interviews genutzt, um zu erheben, wie Technikgestaltung und -aneignung gelingen kann, wenn Belegschaften darin eine aktivere Rolle zukommen. Betrachtet werden insbesondere demokratisch organisierte Produktions- und Plattformgenossenschaften (z.B. Mondragón und CoopCycle). Zudem werden die Gelingensbedingungen und Zukunftspotenziale visionärer Gestaltungspraktiken durch die Analyse etablierter Best Practices im deutschen Kontext erhoben. Ausgehend von Literaturstudien führen wir vertiefende Fallstudien in drei Betrieben durch;
Erkenntnisse der ersten beiden Projektphasen werden im Rahmen von Zukunftswerkstätten und Strategie-Workshops in Zusammenarbeit mit betriebs- und gewerkschaftspolitischen Stakeholdern aufgearbeitet, um abschließend mögliche visionäre Handlungsstrategien als Handlungsleitfaden zu erstellen.