Forschungsprojekt: Industrieplattformen: Arbeitsorganisation im Ländervergleich

Projektziel

Das Projekt untersucht die Reorganisation von Produktionsnetzwerken in China und Deutschland durch das „Internet der Dinge“ und digitale Plattformen im Kontext der “Made in China 2025” Strategie und dem deutschen „Industrie 4.0“ Konzept. Ziel ist es, charakteristische Entwicklungspfade digitaler Produktion in beiden Ländern zu identifizieren als auch deren Auswirkungen auf Arbeit zu untersuchen.

Veröffentlichungen

Butollo, Florian und Boy Lüthje, 2023. Perspektiven auf die postpandemische Konstellation, [online] https://wzb.eu/de/forschung/digitalisierung-und-gesellschaftlicher-wandel/globalisierung-arbeit-und-produktion/projekte/blog-postpandemische-konstellation, zuletzt abgerufen am 02.10.2023Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), 1 Seiten.

Butollo, Florian und Lea Schneidemesser, 2022. Platforms in Industry – disruptors of traditional manufacturing?, [online] https://digitalage.berlin/wp-content/uploads/2022/02/Brief_ButolloSchneidemesser_4.pdf, zuletzt abgerufen am 18.10.2022Berlin: Hertie School, 10 Seiten.

Butollo, Florian und Lea Schneidemesser, 2022. Who runs the show in digitalized manufacturing?. Data, digital platforms and the restructuring of global value chains, Global Networks, 22(4), S. 595-614.

Lüthje, Boy, 2022. China’s Industrial Internet: Platform-Based Manufacturing and Restructuring of Value Chains, In: Gary Gereffi, Penny Bamber, Karina Fernandez-Stark (Hrsg.), China’s New Development Strategies: Moving Up and Moving Abroad in Global Value Chains, Basingstoke: Palgrave Macmillan, S. 33-59.

Schneidemesser, Lea und Florian Butollo, 2022. Alibaba’s Distribution-Driven Approach towards the Industrial Internet: A Chinese Version of Industry 4.0?, In: Gary Gereffi, Penny Bamber, Karina Fernandez-Stark (Hrsg.), China’s New Development Strategies: Moving Up and Moving Abroad in Global Value Chains, Basingstoke: Palgrave Macmillan, S. 61-83.

Butollo, Florian und Lea Schneidemesser, 2021. Beyond “Industry 4.0”: B2B factory networks as an alternative path towards the digital transformation of manufacturing and work, ILR Review, 160(4), S. 537-552.

Schneidemesser, Lea, 2021. Fabriknetzwerk statt vernetzte Fabrik. Wie Alibaba die chinesische Konsumgüterindustrie digitalisiert, WZB Mitteilungen 171, [online] www.wzb.eu/de/publikationen/wzb-mitteilungen/digitalisierung-ein-neues-heft-der-wzb-mitteilungen/fabriknetzwerk-statt-vernetzte-fabrik, zuletzt abgerufen am 18.10.2022Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), 3 Seiten.

Pardi, Tommaso, Martin Krzywdzinski und Boy Lüthje, 2020. Digital manufacturing revolutions as political projects and hypes: evidences from the auto sector, ILO Working paper 3, [online] https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---inst/documents/publication/wcms_742905.pdf, zuletzt abgerufen am 18.10.2022Genf: International Labour Organization, 31 Seiten.

Lüthje, Boy, 2019. Platform Capitalism ‘Made in China’?. Intelligent Manufacturing, Taobao Villages, and the Restructuring of Work, Science, Technology and Society, 24(2), S. 199-217.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Die Ökonomie der Zukunft“.
http://www.boeckler.de/de/die-okonomie-der-zukunft-18476.htm

Projektbeschreibung

Kontext

Es herrscht allgemeines Einverständnis darüber, dass die neuen digitalen Technologien Geschäfts- und Produktionsmodelle als auch die Arbeitswelt nachhaltig verändern werden. Die Einschätzungen zu Auswirkungen der sog. „4. Industriellen Revolution“ bleiben bisher jedoch technik-zentriert und vage. Die Heterogenität von Anwendungen und die komplexen sozio-technischen Aushandlungen der Einführung solcher Anwendungen werden häufig vernachlässigt. Zudem beschränkt sich Forschung in diesem Bereich bisher auf Prozessinnovationen auf der Unternehmensebene (z.B. Robotik, digitale Assistenzsysteme). Die sozio-technischen Veränderungen und die Restrukturierung von Wertschöpfungsketten sind in diesem Kontext empirisch nicht systematisch untersucht worden. Unser Projekt adressiert diese Forschungslücke indem es die Restrukturierung von Wertschöpfungsketten durch IIoT Plattformen in China und Deutschland untersucht.

Fragestellung

Das Forschungsprojekt adressiert die folgenden zwei Analyseebenen:

1. Es identifiziert die wichtigsten industriellen Internetplattformen in beiden Ländern, deren Geschäftsmodell und Beziehung zu Kunden und schaut insbesondere auf den Ursprung, die Nutzung und Kontrolle von Daten. Auf diese Weise soll die Rolle von industriellen Internetplattformen als neuer Akteur in globalen Produktionsnetzwerken untersucht werden und die Frage geklärt werden ob es sich bei diesen Plattformen um Oligopole für industrielle Daten „in the making“ handelt.

2. Durch die empirische Untersuchung von Anwendungsfällen in beiden Ländern analysiert das Projekt die Auswirkungen von industriellen Internetplattformen auf die Industriesektoren. Durch Fallstudien zu Unternehmen und Sektoranalysen wird untersucht, wie datengetriebene Geschäftsmodelle auf die Governance von Wertschöpfungsketten Einfluss nehmen. Es wird nach Möglichkeiten für industrielle Aufwertung und Aufwertung von Arbeit gefragt.

Untersuchungsmethoden

Aufgrund des explorativen Charakters des Forschungsvorhabens und der Zielsetzung die verschiedenen Zugänge zum industriellen Internet nachzuzeichnen, wird das Projekt hauptsächlich qualitative Fallstudien in Unternehmen verschiedener Sektoren durchführen. Ergänzt werden diese durch Experteninterviews mit Vertretern von industriellen Internetplattformen und weiteren Akteuren in diesem Feld.

Darstellung der Ergebnisse

Aufgrund der Feldforschungen können zwei dominante Entwicklungspfade unterschieden und theoretisch gedeutet werden:

•Produktionsgetriebene Industrieplattformen werden von Industrieunternehmen wie Siemens, Foxconn oder Midea vorangetrieben und zielen vor allem auf einheitliche Vernetzung interner Abläufe und der Rationalisierung von „Datensilos”. Industrielle Wertschöpfungsketten werden nur wenig verändert, Zulieferer sind oft nur in geringem Masse einbezogen.

•Distributionsgetriebene Plattformen werden (vor allem in China) von Unternehmen des E-Commerce entwickelt, z.B. Ali Baba oder SHEIN. Sie schaffen großflächige Netze von Lieferanten mit oft nur geringer technologischer Ausstattung und üben digitale Kontrolle von Organisations- und Arbeitsabläufen aus. In Europa entwickeln sich solche Plattformen im Bereich der industriellen Teilefertigung, die wir in einer Intensivfallstudie untersuchten.

Produktionsgetriebene Plattformen intensivieren die digitalisierungsbedingte Automatisierung der Fertigung. Distributionsgetriebene Plattformen begünstigen das Fortbestehen industrieller Niedriglohnarbeit bei geringer Automatisierung im Betrieb.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Florian Butollo
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH (WZB)
Institut für Soziologie

PD Dr. Boy Lüthje
Johann-Wolfgang-Goethe Universität Institut für Sozialforschung

Bearbeitung

Lea Schneidemesser
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH (WZB)

Dr. Shuwen Bian
Johann-Wolfgang-Goethe Universität Institut für Sozialforschung

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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