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Jörg Fehr Stipendien

Preisträger*innen 2019: Jörg Fehr: Wie ein virtuelles Mikroskop Autos sicherer macht

„Mich fasziniert, dass mit Berechnungs- und Simulationsmethodiken ein virtuelles Mikroskop zur Verfügung steht.“

Ein Auto rast gegen eine Wand, verwandelt sich in Sekundenbruchteilen in einen Haufen Schrott – und auf dem Fahrersitz demonstriert eine Puppe eindrucksvoll, wie es einem Menschen an ihrer Statt ergangen wäre: Den klassischen Crashtest kennt wohl jeder.

Dr. Jörg Fehr, Juniorprofessor am Institut für Technische und Numerische Mechanik der Universität Stuttgart, ist überzeugt, dass es auch ohne mutwillig zerstörte Autos und gepeinigte Dummies geht – und zwar besser. „Durch virtuelle Fahrzeuge und Menschen kann man den Betrieb der Fahrzeuge sicherer machen“, sagt der promovierte Ingenieur. „So ist es heutzutage wesentlich sicherer Auto zu fahren als noch vor 30 Jahren.“

Fehr, geboren 1981 in Backnang, hat in Stuttgart Automatisierungstechnik in der Produktion und in Madison (USA) Mechanical Engineering studiert. Seine 2012 mit dem Preis der Thomas-Gessmann-Stiftung ausgezeichnete Doktorarbeit schrieb er am Stuttgarter Exzellenzcluster Simulation Technology (SimTech), dem er auch jetzt wieder angehört – und an dem er die interdisziplinäre Zusammenarbeit über Fach- und Hierarchiegrenzen hinweg besonders zu schätzen gelernt hat.

Hier erforscht Fehr, wie komplexe technische Systeme mit Hilfe von Computersimulationen schneller, besser und robuster entwickelt werden können Für die digitale Simulation von Fahrzeugsicherheitssystemen arbeitet er unter anderem an virtuellen Menschmodellen, die das menschliche Unfallverhalten bestmöglich abbilden. „Mich fasziniert, dass mit Berechnungs- und Simulationsmethodiken ein virtuelles Mikroskop zur Verfügung steht“, erklärt Fehr. Gefährliche Szenarien ließen sich damit in sicheren Umgebungen untersuchen – und auf diese Weise Erkenntnisse gewinnen, die nicht allein der Wissenschaft zugutekämen.

Fehr, der nach seiner Promotion zunächst in der Industrie gearbeitet hatte, ehe er 2014 als Juniorprofessor an die Hochschule zurückkehrte, möchte seine Forschung weder rein akademisch noch rein wirtschaftlich ausrichten. „Ingenieurwissenschaften versuchen, praktikable Lösungen zu finden, um die Lebensbedingungen der Gesellschaft im Gesamten zu verbessern“, betont der Wissenschaftler. „Die Optimierung technischer Systeme muss ökologische, ethische und gesellschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigen und darf sich nicht auf Gewinnmaximierung beschränken."

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