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Almut Peukert Stipendien

Preisträger*innen 2023: Almut Peukert: Wie sich Sorgearbeit und Elternschaft verändern

„Ich erforsche den Wandel von bezahlter und unbezahlter Carearbeit, von Elternschaft und Familie und wie Sozial- und Familienpolitik das beeinflusst“

Wenn man Almut Peukert fragt, wen ihre Forschung betrifft, dann gibt sie die maximal einfache Antwort. „Alle“, sagt sie. Denn das Thema, das die Juniorprofessorin für Arbeit, Organisation und Gender an der Universität Hamburg umtreibt, begleitet jeden Menschen das ganze Leben lang: Peukert beschäftigt sich mit Sorgearbeit. „Wenn wir jung sind, sind wir alle auf Care angewiesen“, erklärt sie. „Im Lebensverlauf rückt dann das Thema Selbstsorge und Sorge für Kinder sowie ältere und kranke Angehörige stärker in den Mittelpunkt.“ Anders ausgedrückt: Wie in einer Gesellschaft Sorgearbeit organisiert ist, wer welche Sorgetätigkeiten übernimmt (oder eben nicht), kann eigentlich niemanden kaltlassen.

Peukert, geboren in Dresden und Mutter zweier Kinder, hat Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie studiert, in Tübingen und im australischen Queensland, wo sie die „Lehre und Forschung auf Augenhöhe und mit wechselseitiger Wertschätzung“, so erzählt sie es, nachhaltig beeindruckt hat. Schon in ihrer Masterarbeit und in ihrer Dissertation – beide preisgekrönt – widmete sich die Sozialwissenschaftlerin Fragen von Geschlechterungleichheiten. Ein Forschungsinteresse, dem sie bis heute treu geblieben ist. „Ich erforsche den Wandel von bezahlter und unbezahlter Carearbeit, von Elternschaft und Familie und wie Sozial- und Familienpolitik das beeinflusst“, sagt Peukert. „Dabei interessiert mich, welche Konflikte und sozialen Ungleichheiten, aber auch welche neuen Solidaritäten und Potenziale für egalitäre Arbeitsteilungen und sozial nachhaltige Arrangements, Lebensformen und Lebensweisen sich beobachten lassen.“

Zusammen mit ihrem Kollegen Wolfgang Menz, ebenfalls Professor für Soziologie an der Universität Hamburg, leitet Peukert den interdisziplinären Forschungsverbund „Sorgetransformationen“, in dem sich 17 Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Blickwinkeln dem Problem von Sorgelücken nähern. „Das existentielle menschliche Bedürfnis nach Erziehung, Pflege und Fürsorge wird gegenwärtig in vielen Bereichen nicht hinreichend erfüllt“, sagt die Wissenschaftlerin. „Das betrifft Familien, das betrifft die Kinder- und Jugendhilfe und – Stichwort Generationengerechtigkeit – auch die Pflege von Älteren.“ Peukert selbst untersucht in einem Teilprojekt die Folgen der Corona-Pandemie auf Geschlechterungleichheiten. Sie will wissen, wie Paare mit Kindern während der Pandemie ihre innerfamiliale Arbeitsteilung und insbesondere die zeitliche und räumliche Gleichzeitigkeit von Erwerbsarbeit und Familienarbeit ausgehandelt haben.

„Mich fasziniert, wie vielfältig das Thema Sorgearbeit ist“, sagt Peukert. Ob Kinderbetreuung, Kitas, Familienarbeit, Krankenpflege, Selbstsorge oder Altenpflege: Immer träfen dabei Menschen in ganz unterschiedlichen Rollen aufeinander, sei eine Vielzahl von Institutionen und Organisationen beteiligt, variierten die technischen oder räumlichen Rahmenbedingungen. Und nicht zuletzt: „Wir alle haben bestimmte Vorstellungen, wie gute Carearbeit aussieht“, sagt die Forscherin. „Doch welche Normen und Werte sich durchsetzen, das muss gesellschaftlich und politisch immer wieder verhandelt werden.“ Wozu dann auch die Antwort auf die Frage gehöre, wie Sorgetätigkeiten eigentlich angemessen finanziert und professionalisiert werden sollen.

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