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Kundgebung im Bonner Hofgarten 1981 Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Schluss mit der Aufrüstung

Ausgabe 03/2022

Die Kundgebung im Bonner Hofgarten 1981 gilt bis heute als macht­vollste Demonstration der Friedensbewegung. Sie legt offen, wie gespalten die ­Gesellschaft im Umgang mit der Sowjetunion und dem atomaren Wettrüsten ist. Von Kay Meiners

Heinrich Böll ist da, der Schriftsteller und Nobelpreisträger. Der Sänger Harry Belafonte. Die Grünen-Politikerin Petra Kelly. Die Witwe des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King. Der Chor Kölner Gewerkschafter. Bundeswehrsoldaten in Uniform. Mehr als 300 000 Menschen demons­trieren am 10. Oktober 1981 im Bonner Hofgarten gegen das atomare Wettrüsten zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion, an diesem Tag aber insbesondere gegen die Nato, die neue atomare Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper in Westeuropa stationieren will.

Die Gesellschaft ist tief gespalten. Die Nato sieht sich nicht als Kriegstreiber. Sie setzt auf Abschreckung als Basis für Verhandlungen. Ihre Mittelstreckenraketen Pershing II und Marschflugkörper Cruise-Missile schließen gemäß ihrer militärischen Logik eine „Raketenlücke“. Sowjetische SS-20-Raketen bedrohen mit ihrer Reichweite von 5000 Kilometern seit einiger Zeit Ziele in Westeuropa, auch in Deutschland. Seit 1979 verfolgt die Nato das Ziel, mit der Sowjetunion gleichzuziehen und sie zugleich zu Abrüstungsverhandlungen zu zwingen, so die Ratio des Nato-Doppelbeschlusses, als dessen Architekt Bundeskanzler Helmut Schmidt gilt.

Die „Nachrüstung“ der Nato wird schließlich gegen erheblichen Widerstand durchgesetzt – unter der CDU-Regierung Kohl, die seit 1982 amtiert. Die Aufrüstungsspirale kann erst durchbrochen werden, als in der Sowjetunion mit dem Amtsantritt von Michael Gorbatschow 1985 eine neue Ära anbricht. Die Welt atmet auf, als US-Präsident Ronald Reagan und Gorbatschow 1987 einen Vertrag unterzeichnen, der festlegt, dass beide Seiten ihre atomaren Mittelstreckenraketen innerhalb von drei Jahren vollständig vernichten. Durch weitere Abrüstungsrunden gelingt es, die Zahl der atomaren Sprengköpfe von mehr als 70 000 auf heute etwa 13 000 zu senken.

Seit Anfang der 2000er Jahre beschuldigen sich die Nuklearmächte allerdings gegenseitig fehlender Regeltreue und des Vertragsbruchs. 2019 scheiterte ein Nachfolgeabkommen zur Einigung von 1987. Zudem haben sich seit den 1990er Jahren die globalen Rüstungsausgaben wieder erhöht. Insgesamt rund zwei Drittel der Ausgaben entfielen 2021 auf die USA, China, Indien, Großbritannien und Russland.

Rätselfragen

  • Der Regisseur Stanley Kubrick drehte im Jahr 1964 einen satirischen Film über den Kalten Krieg und die nukleare Abschreckung. Wie lautet sein englischer Titel?
  • Im Jahr 1957 sprachen sich deutsche Kernphysiker gegen die Pläne von Konrad Ade­nauer für eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr aus. Wie heißt ihr nach einer deutschen Universitätsstadt benannte Appell?
  • Heute befinden sich nur auf einem Fliegerhorst in Rheinland-Pfalz Atomwaffen in Deutschland. Wie heißt er?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 25.07.2022 bei uns ein­gehen, nehmen an einer Auslosung teil.

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Auflösung der Rätselfragen 2/2022

  • Jom Kippur
  • Beirut
  • ca. 159 l

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