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Ölpreisschock 1973 Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Der Schock

Ausgabe 02/2022

Im Herbst 1973 steigt der Ölpreis sprunghaft. Die ­arabischen Staaten setzen den Energieträger als Sanktionsmittel gegen Israel und den Westen ein. Deutschland ist drauf schlecht vorbereitet. Von Kay Meiners

Die Wirtsleute vom Gasthof Obermühle im bayerischen Habach holen ihre Gäste stets vom Bahnhof ab. Am 25. November 1973, einem kalten Spätherbsttag, müssen sie dazu Pferde vor ihren VW-Bus spannen. Die Bundesregierung hat einen „autofreien Sonntag“ angeordnet. Fahren mit Benzin ist verboten – die Autokutsche nicht. 

Überall kommt es zu skurrilen Szenen. Die Menschen erkunden leere Autobahnen mit dem Fahrrad. Radiosender warnen davor, die Kinder auf der Straße spielen zu lassen. Denn Taxis, Ärzte und Frischwarelieferanten dürfen noch fahren.

Auslöser für das Fahrverbot ist ein Krieg im Nahen Osten, der am 6. Oktober begonnen hat. Die Menschen in Israel ahnen nichts Böses an diesem höchsten Feiertag des jüdischen Kalenders, dem  Versöhnungstag, an dem man alle schlechten Taten beichtet, damit Gott sie verzeiht. Doch an diesem Tag fallen Racheengel in Gestalt ägyptischer und syrischer Soldaten im Land ein. Sie überqueren den Suezkanal, greifen Israel mit Panzern auf dem Golan und mit der Luftwaffe an. Israel bringt den Aggressoren eine Niederlage bei. 

Die arabischen Förderstaaten setzen nun Öl als Sanktionsmittel gegen Israel und den Westen ein. Zusätzlich zur OPEC, einem globalen Ölkartell, ist 1968 die arabische OAPEC gegründet worden, um mehr Marktmacht und politischen Druck auszuüben. Sie erhöht den Preis um 70 Prozent von drei auf fünf Dollar pro Barrel und beschließt zusätzlich, die Fördermenge um monatlich fünf Prozent zu drosseln. Die Importländer  werden in befreundete, feindliche und neutrale Länder eingeteilt. Komplett von Lieferungen ausgeschlossen werden die USA und die Niederlande. 

„Gehen in Europa die Lichter aus?“ fragt die Wochenzeitung „Die Zeit.“  Das Energiesicherungsgesetz soll genau das verhindern. Vier Sonntage werden zu autofreien Tagen erklärt: der 25. November sowie der 2., 9. und 16. Dezember. Bis März 1974 gilt zudem ein generelles Tempolimit von 100 Kilomtern auf Autobahnen und 80 Kilometern auf Landstraßen, um Sprit zu sparen. Der Spareffekt ist gering. Der Ölpreis steigt bis 1974 auf zwölf Dollar. Die Folgen sind Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Firmenpleiten. Die Bundesbürger lernen zwei neue Wörter: „Stagflation“ (steigende Preise bei schrumpfender Wirtschaft) und „Energiesparen.“

Rätselfragen
Wie heißt der Versöhnungstag, der dem Krieg von 1973 den Namen gab, auf Hebräisch?
In welcher Stadt wurde die OAPEC gegründet?
Das Barrel ist ein altes Fassmaß. Wie viele Liter sind ein Barrel?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 27.05.2022 bei uns ein­gehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise
1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 100 Euro
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