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Die Energiewende verlangt neue Technik zur Speicherung von Energie. Forscher kommen zu dem Schluss: Bei der Batterietechnik hat Asien einen Vorsprung. Bei Wasserstoff hat Deutschland die Nase vorn. Magazin Mitbestimmung

Infrastruktur: Champion nur bei Wasserstoff

Ausgabe 06/2019

Die Energiewende verlangt neue Technik zur Speicherung von Energie. Forscher kommen zu dem Schluss: Bei der Batterietechnik hat Asien einen Vorsprung. Bei Wasserstoff hat Deutschland die Nase vorn. Von Andreas Kraft

Bisher müssen Gas- und Kohlekraftwerke Versorgungslücken auffangen, die entstehen, wenn regenerative Energien zu wenig Ertrag liefern. Eine Alternative ist die Speicherung von Wind- und Sonnenenergie für später. Entweder speichert man den Strom in Batterien, die dann Autos antreiben oder auch Waschmaschinen. Oder man nutzt die Energie zur Gewinnung von Wasserstoff. Der kann in Brennstoffzellen verbrannt werden und so Autos, Lkw und Züge antreiben oder Wohnungen, Büros und Fabriken heizen. Zudem lässt sich daraus Methan gewinnen, das ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.Das Potenzial von Energiespeichern für die deutsche Industrie hat ein Team um Christine Brandstätt vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Mithilfe verschiedener Szenarien haben die Forscher die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt analysiert. Nach ihren Berechnungen werden durch die Speicher bis 2030 zwischen 11 000 und 125 000 Arbeitsplätze entstehen. Aber nur unter einer Bedingung: Die Speicher werden in Deutschland hergestellt, nicht in Asien.

Allein dafür sind enorme Anstrengungen nötig. Der Großteil der Wertschöpfung bei der Batterieproduktion liegt in der Herstellung der einzelnen Zellen, in denen der Strom letztendlich gespeichert wird. Aktuell werden diese Zellen vor allem in China, Japan und Südkorea produziert. In Deutschland gibt es bislang keine Fabrik für Batteriezellen, aber immerhin erste Planungen. Neben der technologischen Unabhängigkeit böte das einen weiteren Vorteil: In Deutschland würden mehrere 1000 Arbeitsplätze entstehen. Allerdings ist der Nachholbedarf gegenüber der Konkurrenz aus Asien enorm.

Kombination hat größten Effekt

Noch mehr Arbeitsplätze könnten durch Brennstoffzellen und vor allem durch die Produktion des dafür nötigen Wasserstoffs entstehen. Laut der Studie verfügt Deutschland hier über ein entscheidendes Plus: Bei der Gewinnung von Wasserstoff durch Elektrolyse ist Deutschland technologisch führend. Auch die entscheidenden Patente liegen bei deutschen Entwicklern. Die deutsche Industrie könnte zum Technologieführer werden und sich eine entsprechende Rolle auf dem Weltmarkt sichern.

Eine Kombination aus Wasserstoff, Brennstoffzellen und Akku-Fertigung für Elektroautos verspricht, den Berechnungen der Forscher zufolge, den größten Arbeitsplatzeffekt. Rund 125 000 Jobs könnten in den kommenden zehn Jahren entstehen. 

Die Studie

Christine Brandstätt/Jürgen Gabriel/Karin Jahn/Fabian Peters: Innovation Energiespeicher. Chancen der deutschen Industrie (pdf), Study der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 404, November 2018

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