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WSI GenderDatenPortal: Transformation: Substituierbarkeitspotenziale nach Anforderungsniveaus 2013-2019

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Sowohl insgesamt, als auch einzeln für jedes der vier beruflichen Anforderungsniveau gilt: Frauen üben im Jahr 2019 seltener als Männer Beschäftigungen aus, die von Computern oder computergesteuerten Maschinen übernommen werden können. Denn die Berufe, in denen Frauen tätig sind, weisen ein durchschnittlich niedrigeres Substituierbarkeitspotenzial auf als die von Männern ausgeübten Berufe (vgl. Grafik 1). (1)

Zu den Begriffen: Die potentielle Ersetzbarkeit menschlicher Arbeit durch Computer bzw. durch computergesteuerte Maschinen fasst das sog. Substituierbarkeitspotenzial in einer Prozentzahl zusammen: als Anteil der beruflichen Kerntätigkeiten im ausgeübten Beruf, der schon heute potenziell durch computergestützte Technologie übernommen werden könnte (vgl. Glossar). Im Anforderungsniveau werden die formalen Voraussetzungen für die Ausübung eines Berufes zusammengefasst. Dabei werden vier Niveaus unterschieden: Helfer*innenberufe, Fachkraftberufe, Spezialist*innenberufe sowie Expert*innenberufe (vgl. Glossar).

Über alle Anforderungsniveaus hinweg könnten insgesamt 49 Prozent der von Frauen geleisteten beruflichen Tätigkeiten aktuell durch computergestützte Technologie ersetzt werden (2019). Das Substituierbarkeitspotenzial der von Männern geleisteten Tätigkeiten liegt noch um 6 Prozentpunkte höher, bei insgesamt 55 Prozent.

Mit den vier Anforderungsniveaus gehen Unterschiede in der Ersetzbarkeit menschlicher Arbeit durch computergestützte Technologie einher: Wie Grafik 1 zeigt, sind die Tätigkeiten in Helfer*innenberufen und Fachkraftberufen aktuell zu einem höheren Anteil durch Computer bzw. computergesteuerten Maschinen substituierbar (zu fast 60 Prozent), als die Tätigkeiten in Spezialist*innen- (zu rund 45 Prozent) oder Expert*innenberufen (zu rund 26 Prozent). Je höher das Anforderungsniveau im Beruf, desto geringer ist also der Anteil an potenziell substituierbaren Tätigkeiten. (2) Der absolut dominierende Teil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen und Männer ist 2019 in Deutschland als Fachkraft tätig (vgl. Grafik 1).

Auf unterschiedlichem Level bestätigt sich die insgesamt beschriebene Geschlechterlücke auch für alle vier Anforderungsniveaus.

  • Helfer*innen und Fachkräfte: Bei Frauen sind 51 bzw. 54 Prozent aller Tätigkeiten, bei Männern sogar 67 bzw. 62 Prozent aller Tätigkeiten substituierbar. Die deutliche Geschlechterlücke beträgt hier 16 Prozentpunkte (Helfer*innen) bzw. 8 Prozentpunkte (Fachkräfte).
  • Spezialist*innen und Expert*innen: Hier sind 41 bzw. 23 Prozent der Tätigkeiten von Frauen durch computergestützte Technologie ersetzbar, bei Männern sogar 47 bzw. 28 Prozent. Auch hier beträgt die Geschlechterlücke immerhin noch 6 Prozentpunkte (Spezialist*innen) bzw. 5 Prozentpunkte (Expert*innen).

Betrachtet man die Entwicklung der Substituierbarkeitspotenziale von 2013 bis 2019 (vgl. Grafik 2), so haben diese für Frauen innerhalb von sechs Jahren – je nach Anforderungsniveau – zwischen 10 Prozentpunkten (Expertinnen) und 14 Prozentpunkten (Helferinnen) zugenommen. Für Männer fiel der Anstieg mit 5 Prozentpunkten (Experten) bis 14 Prozentpunkten (Helfer) etwas geringer aus. Auffallend ist der für weibliche Expertinnen zwischen 2013 und 2019 doppelt so große Anstieg des Substituierbarkeitspotenzials, im Vergleich zu männlichen Experten. Damit zeigen sich für Expert*innen die größten Geschlechterunterschiede bei der Zunahme der Ersetzbarkeit menschlicher Arbeit.

Insgesamt war die Zunahme der potentiellen Substituierbarkeit für Frauen wie Männer zwischen 2013 und 2016 deutlicher, hat sich dann zwischen 2016 und 2019 jedoch etwas verlangsamt (insbesondere für Frauen).

  • Zwischen 2013 und 2016 nahm die potenzielle Ersetzbarkeit menschlicher Arbeit durch computergestützte Technologie zunächst am schnellsten bei Helfer*innen als auch bei den Fachkräften zu, d.h. in Berufen mit weniger hohen bzw. mittleren formalen Zugangsqualifikationen.
  • Zwischen 2016 und 2019 war die weitere Zunahme der Substituierbarkeitspotenziale dann bei den Spezialist*innen (Frauen wie Männern) am deutlichsten, d.h. in Berufen mit höherer Zugangsqualifikation, sowie für Männer zusätzlich auch noch in den Helferberufen. Für weibliche Fachkräfte erfolgte keine weitere Zunahme gegenüber dem Substituierbarkeitspotenzial von 2016.

Erklärung: Dies hat wesentlich damit zu tun, dass die in den letzten Jahren marktreif gewordenen Technologien eher auf die Substitution komplexerer Tätigkeiten ausgerichtet sind – und sich damit tendenziell stärker in höher qualifizierten Berufen auswirken. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger und aufwändiger wird, Technologien für eine (noch) weitere Automatisierung zu entwickeln, für solche Bereiche, in denen die potenzielle Substituierbarkeit sowieso schon deutlich ausgeprägt ist (d.h. Helfer*innen und Fachkräfte, vgl. Grafik 1). (3)

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau

 

Literatur

Burkert, Carola/Grienberger, Katharina/Matthes, Britta (2022): Zweischneidiges Schwert: Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Geschlechterungleichheit am Arbeitsmarkt aus? In: IAB-Forum 13. Juni 2022, letzter Zugriff 25.09.2023.

Dengler, Katharina/Matthes, Britta (2021): Auch komplexere Tätigkeiten könnten zunehmend automatisiert werden. IAB-Kurzbericht 13/2021, letzter Zugriff: 25.09.2023.

Dengler, Katharina/Matthes, Britta (2020): Substituierbarkeitspotenziale von Berufen und die möglichen Folgen für die Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt. Expertise für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, www.dritter-gleichstellungsbericht.de, letzter Zugriff 25.09.2023.

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (2018a): Berufe im Spiegel der Statistik – Erläuterungen, Letzter Zugriff: 25.09.2023.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Substituierbarkeitspotenziale nach Berufssegmenten 2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Substituierbarkeitspotenziale von Frauen und Männern 2013-2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Vertikale Segregation des Arbeitsmarktes 2021. In: WSI GenderDatenPortal.

Pfahl, Svenja/Wittmann, Maike (2023): Horizontale Segregation des Arbeitsmarktes 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2022): Qualitätsbericht. Statistik der sozialversicherungspflichtigen und geringfügigen Beschäftigung. Version 7.12, Nürnberg, letzter Zugriff: 25.09.2023.

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2021): Klassifikation der Berufe 2010 – überarbeitete Fassung 2020. Band 1: Systematischer und alphabetischer Teil mit Erläuterungen, Nürnberg, letzter Zugriff: 25.09.2023.

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015): Methodenbericht. Berufssektoren und Berufssegmente auf Grundlage der KldB 2010, Nürnberg, letzter Zugriff: 25.09.2023.


(1) Vgl. hierzu auch: Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Substituierbarkeitspotenziale von Frauen und Männern 2013-2019, in: WSI GenderDatenPortal sowie Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Substituierbarkeitspotenziale nach Berufssegmenten 2019, in: WSI GenderDatenPortal.

(2) Zu Substituierbarkeitspotentialen ohne Geschlechterdifferenzierung vgl. Dengler, Katharina/Matthes, Britta (2021): Auch komplexere Tätigkeiten könnten zunehmend automatisiert werden. IAB-Kurzbericht 13/2021, S. 5.

(3) Vgl. Dengler, Katharina/Matthes, Britta (2021): Auch komplexere Tätigkeiten könnten zunehmend automatisiert werden. IAB-Kurzbericht 13/2021, S. 5f.

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