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Teure Nahrungsmittel Böckler Impuls

Inflation: Teure Nahrungsmittel

Ausgabe 06/2023

Die stark gestiegenen Preise für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie belasten insbesondere einkommensschwächere Haushalte. Bei ihnen fällt die Inflationsrate 2,5 Prozentpunkte höher aus als bei reichen Singles.

Die Inflation in Deutschland war mit 8,7 Prozent im Februar unverändert sehr hoch. Familien und Alleinlebende mit niedrigen Einkommen wiesen mit je 9,9 Prozent die höchste Inflationsbelastung auf, Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen mit 7,4 Prozent die mit Abstand niedrigste. Die Differenz ist mit 2,5 Prozentpunkten gegenüber Januar leicht zurückgegangen, als es 2,6 Prozentpunkte waren. Das ergibt der Inflationsmonitor des IMK, der monatlich die spezifischen Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen berechnet. Die dafür notwendigen detaillierten Daten für März veröffentlicht das Statistische Bundesamt erst Mitte April.

Ebenfalls etwas überdurchschnittliche Inflationsbelastungen von 9,2 und 9,0 Prozent ergeben sich laut IMK im Februar für Alleinerziehende und Familien mit mittleren Einkommen. Alleinlebende sowie kinderlose Paarhaushalte in dieser Einkommensgruppe lagen mit 8,8 und 8,7 Prozent nahe am oder im Durchschnitt aller Haushalte. Alleinlebende und Familien mit höheren Einkommen wiesen leicht unterdurchschnittliche Raten von 8,5 und 8,4 Prozent auf.

Bei den größten Preistreibern gab es eine Verschiebung: Energie hat im Februar etwas an Einfluss verloren, höhere Kosten für Nahrungsmittel fielen stärker ins Gewicht. Dies habe aber am Gesamtbild kaum etwas geändert, sagt IMK-Inflationsexpertin Silke Tober: „Die stark gestiegenen Preise für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie stellen insbesondere für einkommensschwächere Haushalte eine Belastung dar, weil dort der Anteil dieser Güter des Grundbedarfs an den Konsumausgaben überdurchschnittlich hoch ist.“ So machten diese beiden Komponenten bei ärmeren Alleinstehenden 7,1 von 9,9 Prozent der haushaltsspezifischen Inflationsrate aus, bei Familien mit niedrigen Einkommen 6,6 von 9,9 Prozent. Bei Alleinlebenden mit hohen Einkommen waren es hingegen lediglich 2,8 von 7,4 Prozent.

Das Problem, dass die Inflation Haushalte mit niedrigem bis mittlerem Einkommen stärker belastet, wird dadurch verschärft, dass viele von ihnen nur geringe finanzielle Rücklagen haben und vor allem Ärmere grundsätzlich besonders unter starker Teuerung leiden. Denn bei Alltagsgütern, auf die der größte Teil ihrer Ausgaben entfällt, lässt sich kaum sparen.

Gewinne treiben die Inflation, nicht die Löhne

Aktuell habe die soziale Schieflage bei der Inflationsbelastung noch eine zweite Komponente, stellt IMK-Direktor Sebastian Dullien fest: In den Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeige sich, dass die Gewinne von Unternehmen im vergangenen Jahr in vielen Wirtschaftsbereichen stärker gestiegen sind als die gesamtwirtschaftliche Teuerung. „Damit sind Gewinnsteigerungen zunehmend zum Inflationstreiber geworden. Auffällig ist das etwa in den Bereichen Transport, Handel und Gastgewerbe, Bau und Landwirtschaft“, sagt Dullien. Ein steigender Inflationsdruck durch überhöhte Lohnabschlüsse sei dagegen bisher weder in Deutschland noch in den anderen großen Euroländern zu beobachten.

Mit Blick auf die kommenden Monate erwarten die Fachleute des IMK eine Abschwächung bei den Gewinnmargen und eine Entspannung der allgemeinen Preisentwicklung. Demnächst dürfte die Inflation allein schon aufgrund sogenannter Basiseffekte niedriger ausfallen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine waren die Energiepreise stark gestiegen – das war jedoch ein einmaliger Effekt. Hinzu kommen die Deckelung der Preise für Gas, Strom und Fernwärme sowie bereits seit Oktober 2022 sinkende Marktpreise für Heizöl, so Tober.

Anlass zu einer gewissen Sorge bieten laut der Expertin die Nahrungsmittelpreise, die weiter steigen, obwohl die Preise für Rohstoffe auf den internationalen Märkten seit Längerem fallen. Es müsse sich erst noch zeigen, ob im Februar zu beobachtende Preissenkungen bei einzelnen Produkten wie Butter, Milch, Speiseöl oder Kaffee Vorboten sinkender Preise auf breiterer Front sind.

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