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HBS Böckler Impuls

Altersübergang: Renteneintritt: Der größte Unterschied bleibt der zwischen Ost und West

Ausgabe 20/2013

Ostdeutsche gehen im Schnitt früher in Rente als Westdeutsche. Die These, dass höhere Arbeitslosigkeit grundsätzlich zu mehr vorzeitigen Renteneintritten führt, bestätigt sich durch differenzierte regionale Analysen allerdings nicht.

Im Osten liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter gut anderthalb Jahre niedriger als in Westdeutschland. Dies stellen Sarah Mümken und Martin Brussig im aktuellen Altersübergangs-Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) fest. Gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung und dem Forschungsnetzwerk Alterssicherung haben die Rentenexperten aber noch wesentlich feingliedriger untersucht, welche regionalen Unterschiede in Deutschland beim Renteneintritt bestehen. Als Basis dienen dabei 96 so genannte Raumordnungsregionen, die wirtschaftlich verflochtene Einheiten – etwa Stadt und Umland – zusammenfassen. So beziehen Frauen an der Mecklenburgischen Seenplatte und in einigen Gegenden Thüringens und Sachsens im Schnitt bereits mit 61,5 Jahren Altersrente, im Raum Osnabrück dagegen erst mit 63,7 Jahren. Bei Männern reicht die Spanne von 62,7 bis zu 64 Jahren.

Denkbar wäre, so die Forscher, dass eine hohe regionale Arbeitslosenquote zu früheren Verrentungen führt, etwa weil ältere Arbeitslose keine realistische Chance auf einen neuen Job sehen und trotz Abschlägen eher in die Rente wechseln. Auf den ersten Blick scheint sich dies auch zu bestätigen: Höhere Arbeitslosigkeit und frühere Rente im Osten, weniger Erwerbslose und höheres Eintrittsalter im Westen. Betrachtet man beide Landesteile getrennt, so lässt sich allerdings kein signifikanter Effekt mehr ermitteln. Ein Grund könnte Mümken und Brussig zufolge sein, dass man insbesondere in strukturschwachen Regionen zwar in früheren Jahren durch Frühverrentung versucht habe, die Arbeitslosenquote Älterer zu drücken, dass diese Politik im Untersuchungsjahr 2010 jedoch schon nicht mehr wirksam war.

In diesem Zusammenhang warnen die Wissenschaftler vor den Folgen der vergangenen Rentenreformen, die den Altersübergang „entflexibilisiert“ haben. Damit sei „ein wichtiger gesamtstaatlicher Hebel schwächer geworden“, mit dem sich regionale Arbeitsmarktkrisen auffangen ließen. Hinzu kommt eine andere Beobachtung der Wissenschaftler: Gerade in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit fällt die Förderung älterer Erwerbsloser in Relation zur Zahl der älteren Arbeitslosen geringer aus.

  • Je nach Region und Geschlacht schwankt das durchschnittliche Rentenalter zwischen 61,5 und gut 64 Jahren. Zur Grafik

 

Sarah Mümken, Martin Brussig: Regionale Unterschiede im Altersübergang (pdf), Alterübergangs-Report 3/2013, Dezember 2013. 

Zum Projekt "Fortführung Altersübergangs-Monitor"

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