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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Mehr Möglichkeiten für Ältere

Ausgabe 09/2007

Ein Blick über die europäischen Grenzen zeigt: Lohnsubventionen oder Nachlässe bei Steuern und Sozialabgaben verbessern nur dann die Beschäftigungschancen Älterer, wenn sie Teil einer umfassenden Förderstrategie sind.

Die WSI-Forscherinnen Judith Aust und Stefanie Kremer haben die Wirkungen der Arbeitsmarktreformen für ältere Beschäftigte unter die Lupe genommen. Sie halten zwei Kriterien für besonders wichtig: Weiterbildung für Ältere und Ausstiegsmöglichkeiten für gesundheitlich Beeinträchtigte.

In den Niederlanden erhalten 14 Prozent aller Älteren wegen Erwerbsunfähigkeit Leistungen aus den Sicherungssystemen. Denn dort gelten all jene als erwerbsunfähig, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr das verdienen können, was gesunde Arbeitnehmer mit vergleichbarer Qualifikation erzielen. "Dies hat den Effekt, dass gesundheitlich angeschlagene Personen Leistungen aus dem Sozialsystem bei Erwerbsunfähigkeit erhalten und eben nicht in den Arbeitslosengeldbezug verwiesen werden", so die Autorinnen. Deutschland dagegen hat eine extrem rigide Regelung: Hier gilt lediglich als erwerbsunfähig, wer keine drei Stunden am Tag arbeiten kann. Daher gelten auch nur 4 Prozent aller 55- bis 64-Jährigen als erwerbsunfähig.

Die berufliche Weiterbildung sei ebenfalls "zentrale Voraussetzung für die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer", urteilen die Wissenschaftlerinnen. Das frisch in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung der Beschäftigungschancen älterer Menschen bringe immerhin kleine Verbesserungen: Bereits mit Vollendung des 45. Lebensjahres und in Betrieben mit bis zu 200 Beschäftigten wird der Staat jetzt Weiterbildungskosten übernehmen. Zuvor galt die Regelung erst ab dem 51. Lebensjahr und in Betrieben mit bis zu 100 Beschäftigten.

Präventiver und integrativer sei jedoch zum Beispiel die Weiterbildungspolitik in Schweden: Wenn Erwachsene bis zum 55. Lebensjahr einen Studien- oder Ausbildungsabschluss nachholen, erhalten sie eine Unterstützung von 82 Prozent der notwendigen Aufwendungen. Gleichzeitig zahlen Beschäftigte und deren Unternehmen zu gleichen Teilen Geld auf ein Bildungskonto ein - das so genannte Bildungssparen. Das Guthaben können die Arbeitnehmer dann für
ihre Weiterbildung nutzen.

  • Arbeitnehmer sind länger im Job, wenn sie hoch qualifiziert sind. Zur Grafik

Judith Aust, Stefanie Kremer: Arbeitsmarktpolitik im Umbruch - Eine Chance für ältere Arbeitnehmer?, in: WSI-Mitteilungen 3/2007.

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