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HBS Böckler Impuls

Atypische Beschäftigung: Landkarte der Leiharbeit

Ausgabe 14/2009

Eine neue Datenbank zeigt: Leiharbeit ist sehr unterschiedlich verbreitet. In einigen ländlichen Regionen gibt es sie kaum. Anderswo sind bis zu zwölf Prozent der Beschäftigten davon betroffen.

Ende Juni 2008 gab es in Deutschland so viele Leiharbeiter wie nie zuvor: Gut 700.000 Menschen arbeiteten nach der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit bei Zeitarbeitsfirmen - 84 Prozent mehr als 2005. Doch trotz des Booms: Im bundesweiten Durchschnitt machten Zeitarbeiter auch vor Beginn der Wirtschaftskrise lediglich 2,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus.

Wie sich die Leiharbeit tatsächlich übers Land verteilt, zeigt eine neue Datenbank des WSI, die Werte für jeden der 429 Land- und Stadtkreise in Deutschland ausweist: In rund 60 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte lag der Leiharbeiter-Anteil 2008 unter dem Bundes-Mittel, in knapp 40 Prozent war er höher - teilweise deutlich. Kaum eine Rolle spielt die Leiharbeit in knapp 100 Kreisen oder Städten. Dagegen waren in gut 80 Regionen mindestens 3,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Zeitarbeiter. Hohe Quoten weist die Feinanalyse überwiegend für mittelgroße Städte mit 50.000 bis 200.000 Einwohnern aus: In Orten wie Heilbronn, Plauen, Braunschweig, Ulm, Zwickau, Eisenach, Landshut, Wolfsburg oder Ansbach arbeiteten im Juni 2008 sechs bis zwölf Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten für eine Verleihfirma. Relativ häufig sind Städte mit Leiharbeits-Intensivnutzung industriell geprägt.

"Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Leiharbeit vor Ausbruch der Krise zumindest regional auf dem Weg war, zu einer durchaus bedeutsamen Beschäftigungsform zu werden", sagt WSI-Forscher Alexander Herzog-Stein. Dabei berge diese Beschäftigungsform für Arbeitnehmer deutliche Risiken: Sie werden oft schlechter bezahlt und sind häufig nur einige Monate in Folge bei einem Verleihunternehmen beschäftigt - oft zu kurz, um etwa einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I zu erwerben. 

  • Eine neue Datenbank des WSI zeigt: Leiharbeit ist in den deutschen Städten und Landkreisen sehr unterschiedlich verbreitet. In einigen ländlichen Regionen gibt es sie kaum. Anderswo sind bis zu zwölf Prozent der Beschäftigten davon betroffen. Zur Grafik

Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung"

Werte für die Kreise können abgerufen werden unter: Interaktive Landkarte zur Leiharbeit in Deutschland

Alexander Herzog-Stein: Leiharbeit nach Regionen im Jahr 2008 (pdf). Eine Auswertung der regionalen Datenbank Atypische Beschäftigung des WSI in der Hans-Böckler-Stiftung, September 2009

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