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HBS Böckler Impuls

Entgeltgleichheit: Größter Lohnrückstand bei älteren Frauen

Ausgabe 04/2008

Der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern wächst mit den Lebensjahren. Junge Frauen stehen besser da als ältere - ohne vollständig zu den Männern aufschließen zu können.

Die Daten werden mit ganz unterschiedlichen Methoden gewonnen, und gerade deshalb ist ihre Übereinstimmung so bemerkenswert: Frauen in Deutschland verdienen im Durchschnitt brutto rund 23 Prozent weniger als Männer. Das ergibt eine neue Auswertung des Online-Portals http://www.frauenlohnspiegel.de/. Die Analyse basiert auf Angaben, die zehntausende Frauen und Männer im Internet zu ihrem Verdienst gemacht haben - und sie deckt sich mit den neuesten Zahlen der EU-Kommission, die mit Daten der europäischen Statistikbehörde arbeitet.

Rund 63.000 Fragebögen haben die Wissenschaftler des WSI-Tarifarchivs ausgewertet. Auf dieser Basis können die Betreuer des Frauenlohnspiegels den Verlauf der Gehaltskluft zwischen den Geschlechtern nun zunehmend genauer kartieren. Dabei zeigt sich: Je älter die Beschäftigten sind, desto größer ist der Einkommensrückstand der weiblichen Beschäftigten:

=> Frauen im Alter bis zu 24 Jahren verdienen 7,8 Prozent weniger als ihre gleichaltrigen männlichen Kollegen.
=> Bei der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren wächst die Differenz bereits auf 17,5 Prozent.
=> Frauen zwischen 35 und 55 Jahren liegen 22,2 Prozent hinter den Männern zurück.
=> Am größten ist der Abstand zwischen Frauen und Männern mit 26,7 Prozent in der Altersgruppe ab 55 Jahren.

"Die Zahlen zeigen: die Frauen holen auf, aber von einem Einkommensgleichstand kann auch bei den jüngeren Frauen noch nicht die Rede sein", sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Reinhard Bispinck. Dass jüngere Frauen besser dastehen, hat mehrere Gründe: Sie verfügen im Schnitt über ein deutlich höheres Qualifikationsniveau. Nachteile durch erziehungsbedingte Berufsunterbrechung fallen (noch) nicht ins Gewicht. Bei älteren Frauen wirken sich hingegen Karrierenachteile gegenüber ihren männlichen Kollegen stärker aus. Und noch immer gilt: Frauen bekommen für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer.

Wie groß die Verdienstunterschiede ausfallen, ist nicht nur eine Frage des Alters, sondern auch der Region: In Ostdeutschland ist die Differenz zwischen Frauen und Männern mit 17,2 Prozent geringer als im Westen mit 22,4 Prozent. Und je nach Beruf variieren die Einkommensabstände monatlich zwischen 84 und 825 Euro.

  • Frauen verdienen in Deutschland brutto im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer. Die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern öffnet sich mit dem Lebensalter. Wie groß der Rückstand der Frauen ist, hängt auch vom Beruf ab, zeigt der Frauenlohnspiegel des WSI-Tarifarchivs. Zur Grafik

http://www.frauenlohnspiegel.de/, Auswertung des WSI-Tarifarchivs 2008

Pressemitteilung vom 05.03.08

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