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HBS Böckler Impuls

Arbeitszeit: Fast ein Drittel arbeitet abends

Ausgabe 14/2011

Ein großer Teil der Beschäftigten muss regelmäßig abends, nachts oder am Wochenende arbeiten. Seit Mitte der 1990er-Jahre hält der Trend zu mehr Arbeit jenseits der gewöhnlichen Bürostunden an.

Ein freier Samstag ist für viele Arbeitnehmer alles andere als eine Selbstverständlichkeit. 2009 arbeiteten 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig samstags. Dieser Wert liegt sechs Prozentpunkte höher als 1995. Besonders bei Teilzeitbeschäftigten war die Zunahme der Samstagsarbeit ausgeprägt. Das geht aus einer Untersuchung des Ökonomen Dominik Hanglberger von der Universität Lüneburg hervor. Die Datengrundlage seiner Studie bildet das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), eine jährlich wiederholte repräsentative Haushaltsbefragung.

Bei der Sonntagsarbeit konstatiert der Forscher eine ganz ähnliche Tendenz, lediglich das absolute Niveau liegt niedriger. Seit Mitte der 1990er-Jahre stieg der Anteil der Arbeitnehmer, die angeben, mindestens einmal pro Monat am siebten Tag der Woche zu arbeiten, um fünf Prozentpunkte auf 22 Prozent. Von der Zunahme waren Teilzeitbeschäftigte und Minijobber überdurchschnittlich betroffen.

Besonders abends wird heute wesentlich mehr gearbeitet als 1995. Neben allgemeinen Erklärungsfaktoren für die Zunahme atypischer Arbeitszeiten, etwa dem gestiegenen Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung, dürfte hier ein Punkt eine besondere Rolle spielen: die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten. Von den Teilzeitbeschäftigten sind 22 Prozent regelmäßig zwischen 19 und 22 Uhr im Dienst. Anderthalb Jahrzehnte zuvor ging nur ein Zehntel der Teilzeitkräfte in den Abendstunden ihrer Erwerbsarbeit nach.

Die Nachtarbeit hat vor allem bis 2005 zugenommen. Seither stagniert die Quote der Beschäftigten, die sich regelmäßig zwischen 22 und 6 Uhr morgens ihr Brot verdienen müssen. Das sind knapp 13 Prozent der Arbeitnehmer.

Insgesamt sind es häufiger Vollzeitbeschäftigte als Arbeitnehmer mit geringfügigem oder Teilzeitjob, die zu untypischen Zeiten arbeiten – auch wenn die Zunahme bei Jobs mit geringer Stundenzahl seit 1995 ausgeprägter war. Letztere nähern sich aber dem Niveau der Vollzeitbeschäftigten an, schreibt Hanglberger. Nur bei der Samstagsarbeit haben Teilzeitkräfte die voll Beschäftigten inzwischen überholt.

Männer waren im Beobachtungszeitraum häufiger außerhalb der Normalarbeitszeit berufstätig. Wobei sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Samstags- und Sonntagsarbeit stark verringert haben. Hier liegen die Quoten 2009 nur um rund zwei Prozentpunkte auseinander. Deutlicher sind die Differenzen bei Abend- und Nachtarbeit. So sind Frauen nachts nur halb so häufig beruflich im Einsatz wie Männer.

Erwartungsgemäß spielt die Branche eine große Rolle: Am häufigsten mit untypischen Arbeitszeiten konfrontiert sind Beschäftigte in der Gastronomie. Besonders abends und nachts müssen viele Menschen im Transportgewerbe oder der Industrie arbeiten. Auch in der Gesundheitsbranche gehen die Arbeitszeiten häufig über nine to five hinaus. Vergleichsweise wenig Bereitschaft zur Arbeit außerhalb der üblichen Tageszeiten wird Bauarbeitern und Bankangestellten abverlangt.

Aus der SOEP-Befragung lassen sich nicht nur Rückschlüsse auf die Regelarbeitszeiten ziehen, sondern auch auf den Umgang der Unternehmen mit Mehrarbeit: Beim Ausgleich für Überstunden geht der Trend zu Mischformen, die sowohl das Abfeiern als auch die Auszahlung erlauben. Immer weniger Beschäftigte geben an, Überstunden ausschließlich abzufeiern. In einem Fünftel der Fälle werden Überstunden gar nicht abgegolten.

  • Atypische Arbeitszeiten nehmen weiter zu. Zur Grafik
  • Arbeitszeitregelungen, die sowohl das Abfeiern von Überstunden als auch die Auszahlung erlauben, sind auf dem Vormarsch. Zur Grafik

Dominik Hanglberger: Arbeitszeiten außerhalb der Normalarbeitszeit nehmen weiter zu (pdf), in: Informationsdienst Soziale Indikatoren, Ausgabe 46, Juli 2011.

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