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HBS Böckler Impuls

Alterssicherung: Einkommen: Für Rentner wird es enger

Ausgabe 20/2011

Rentnerhaushalte haben in den vergangenen Jahren real an Einkommen verloren. Das betrifft vor allem Alleinstehende. Aber auch für viele Paare im Ruhestand wird es finanziell enger, zeigt eine neue Untersuchung.

Seit der Jahrtausendwende sinken die gesetzlichen Renten für Neu-Ruheständler im Durchschnitt spürbar. So kamen Neuzugänge im Jahr 1996 noch auf durchschnittlich 709 Euro monatliches Altersgeld. 2009 waren es dagegen nur noch 686 Euro. Das haben Falko Trischler und Professor Ernst Kistler vom Forschungsinstitut Inifes in einem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekt ermittelt.

Der Trend wird sich fortsetzen, prognostizieren die Forscher. Denn die sinkenden Rentenansprüche spiegeln mit zeitlicher Verzögerung Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wider, die sich in jüngster Vergangenheit stark ausgebreitet haben: späterer Berufseintritt, instabile Erwerbsverläufe und Arbeitslosigkeit. Hinzu kommen die Rentenreformen des vergangenen Jahrzehnts, die das Niveau der gesetzlichen Alterssicherung absenken, um die Beitragssätze zu stabilisieren. Nur ein Teil der Arbeitnehmer habe Aussichten darauf, eine niedrigere gesetzliche Rente durch zusätzliche betriebliche oder private Altersvorsorge kompensieren zu können, beobachten Trischler und Kistler. So beziehen aktuell rund 31 Prozent der Männer und nur 7 Prozent der Frauen im Ruhestand Leistungen aus einer betrieblichen Altersvorsorge. Und Geringverdiener, so zeigen Studien, sorgen seltener privat vor als Beschäftigte mit höherem Einkommen. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Alterseinkünfte zunehmend ungleich verteilt sein werden.

Insgesamt deute vieles darauf hin, dass die Altersabsicherung im Schnitt „zukünftig deutlich niedriger ausfallen wird und damit auch mit einer Zunahme des Armutsrisikos im Alter zu rechnen ist“, schreiben die Inifes-Experten in ihrem neuesten Forschungsbericht. Am stärksten werde das Alleinstehende im Rentenalter betreffen, die nur ihre individuelle Alterssicherung haben. In Paarhaushalten können sich die Partner gegenseitig unterstützen. Allerdings dürften auch dafür die Spielräume vielfach eher kleiner werden. Das schließen die Forscher aus ihren Berechnungen zur Einkommensentwicklung in Rentnerhaushalten zwischen 2003 und 2008. Um Alleinlebende mit Paaren vergleichen zu können, ermittelten Trischler und Kistler das jeweilige monatliche Nettoäquivalenzeinkommen pro Person. Die Daten stammen aus den beiden aktuellsten Einkommens- und Verbrauchsstichproben des Statistischen Bundesamts.

Single-Haushalte. Alleinlebende ältere Männer in Westdeutschland haben das höchste Gesamteinkommen. 2003 lag es bei durchschnittlich 1.924 Euro. Allerdings wird dieser Mittelwert – wie bei allen westdeutschen Haushaltstypen – von den vergleichsweise hohen Altersbezügen pensionierter Beamter mit beeinflusst. Nominal stagnierte das Einkommen in dieser Gruppe zwischen 2003 und 2008. Real, also nach Abzug der Preissteigerung, sank es um rund 180 Euro. Die Einkommen von alleinstehenden Senioren in Ost- und alleinlebenden Seniorinnen in Westdeutschland nahmen nominal leicht zu, real büßten beide Gruppen jedoch ebenfalls ein – bei erheblich geringeren absoluten Einkommenshöhen. Ostdeutsche Frauen im Rentenalter hatten nominal und real Verluste zu verzeichnen.

Die Forscher prognostizieren, dass sich dieser Prozess vor allem im Osten künftig noch verstärken wird. Denn wer in den nächsten Jahren in den neuen Ländern in Rente geht, war häufig von der Massenarbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung betroffen. Allein unter Rentnerinnen in den alten Ländern dürften die durchschnittlichen Alterseinkünfte zumindest nominal zunehmen – als Folge der höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen.

Paar-Haushalte. Dass West-Frauen zunehmend einer Erwerbsarbeit nachgehen, lässt sich auch an den zwischen 2003 und 2008 gestiegenen nominalen Äquivalenzeinkommen in westdeutschen Senioren-Paarhaushalten ablesen. Allerdings zeigt die Analyse der Forscher auch, dass der Abschied vom traditionellen Ernährermodell gerade erst begonnen hat: Weibliche Vollzeitbeschäftigte waren nach wie vor die Ausnahme. Und nach Abzug der Preissteigerung sanken auch hier die Haushaltseinkommen geringfügig. Bei Paaren in den neuen Ländern sah die Entwicklung allerdings deutlich schlechter aus. Sie büßten real im Mittel mehr als 140 Euro ein.

  • Alleinstehende Rentner haben in den vergangenen Jahren real deutlich an Einkommen verloren. Aber auch für viele Paare wird es finanziell enger. Zur Grafik

Falko Trischler, Ernst Kistler: Erwerbsverläufe und Alterseinkünfte im Haushaltskontext (pdf). Arbeitspapier Nr. 5 des Projekts „Gute Erwerbsbiografien“, 2011

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