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Corona kostet 50 Milliarden an Wohlstand Böckler Impuls

Nationaler Wohlfahrtsindex: Corona kostet 50 Milliarden an Wohlstand

Ausgabe 03/2022

Der Wohlstand ist in der Coronakrise zurückgegangen – allerdings weniger stark, als der Einbruch des BIP vermuten lässt. Denn gesellschaftlicher Wohlstand ist mehr als Wachstum.

Die Coronakrise hat die deutsche Wirtschaft erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Auch der gesellschaftliche Wohlstand ging im ersten Jahr der Pandemie zurück, wenn auch weniger stark als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das zeigt der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI). Der im NWI gemessene Wohlstand ging 2020 um 3,5 Prozent zurück, das BIP sank um 4,6 Prozent.

Der NWI wird von Benjamin Held, Dorothee Rodenhäuser und Hans Diefenbacher vom Institut für Interdisziplinäre Forschung berechnet und vom IMK gefördert. In den Index gehen 21 Einzelkomponenten ein, darunter auch Variablen zur Umweltbelastung, sozialen Situation und Verteilungsgerechtigkeit in Deutschland. Damit zeigt er ein umfassenderes Bild von Wohlstand als das BIP, das nur den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen misst.

Weil etwa Mobilität und Wirtschaftstätigkeit in der Coronakrise zurückgingen, verringerten sich umweltschädliche Effekte wie die Emission von Schadstoffen. Indirekt wirkte sich auch die staatliche Stabilisierungspolitik positiv auf den NWI aus: Kurzarbeitsgeld und Hilfszahlungen reduzierten Einkommensverluste. Trotzdem entstand 2020 unter dem Strich ein Wohlstandsverlust von gut 50 Milliarden Euro, vor allem, weil der Konsum der Privathaushalte stark abfiel.

Dabei hatte der NWI 2019 gerade einmal wieder das Niveau des Jahres 2000 erreicht. In den 2000er-Jahren war er deutlich gesunken, nachdem die Ungleichheit der Einkommen erheblich zugenommen hatte. Ob der Rückgang des Wohlstands durch die Coronakrise vorübergehend bleibt, hängt nach Analyse der Forschenden von den politischen Weichenstellungen in den kommenden Jahren ab. Wenn es gelingt, beim klimaneutralen Umbau der Wirtschaft auch den sozialen Ausgleich zu stärken, könne der NWI wieder deutlich steigen.

Benjamin Held, Dorothee Rodenhäuser, Hans Diefenbacher: NWI 2021 – Rückgang der Wohlfahrt in der Corona-Pandemie, IMK Policy Brief Nr. 115, Januar 2022

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