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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Boom durch Binnennachfrage

Ausgabe 16/2017

Die deutsche Wirtschaft wächst vor allem dank robuster Inlandsnachfrage. Das zeigt: Die lange Zeit verfolgte Exportstrategie ist nicht alternativlos.

Konjunkturell steht Deutschland gut da: Laut der aktuellen Prognose des IMK dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 2 Prozent und 2018 um 2,1 Prozent zulegen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird bis Ende 2018 um über eine Million steigen, die Arbeitslosenquote auf 5,5 Prozent sinken. Angesichts solcher Zahlen warnen manche Ökonomen bereits vor einer Überhitzung der Wirtschaft. IMK-Direktor Gustav Horn und seine Mitarbeiter haben untersucht, inwieweit solche Befürchtungen berechtigt sind. Dafür haben sie die gegenwärtige Entwicklung mit den Aufschwüngen seit Mitte der 1990er-Jahre verglichen.

Eine Besonderheit des aktuellen Aufschwungs, der seit 2013 andauert, stellt laut IMK das kräftige Plus beim privaten Verbrauch dar: Mitte des vergangenen Jahrzehnts und nach der Finanzkrise betrug der Zuwachs über die gesamte Boomphase 2 bis 3 Prozent, derzeit sind es 6 Prozent. Als Erklärung verweisen die Forscher auf den Arbeitsmarkt.Sowohl Löhne als auch Beschäftigung seien außergewöhnlich deutlich gestiegen. Dagegen habe der Außenhandel vergleichsweise wenig zum Wachstum beigetragen.

„Es zeigt sich, dass ein von der Binnennachfrage getragener Aufschwung insgesamt durchaus erfolgreich sein kann“, so die Wissenschaftler. Die noch vor einem Jahrzehnt übliche Strategie, durch eine zurückhaltende Lohnpolitik die Exporte zu steigern, sei keineswegs alternativlos. Die Gefahr einer Überhitzung halten die Ökonomen für gering – auch weil das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Vergleich zu den vergangenen Zyklen moderat ausfällt.

Eine weitere Auffälligkeit: Die Unternehmen investieren vergleichsweise wenig in Ausrüstungen und Maschinen. Die Folge: Auch die Produktivität steigt nur langsam. Dass die Investitionen insgesamt ähnlich ausfallen wie in der Vergangenheit, liegt dem IMK zufolge an der florierenden Baukonjunktur und den zunehmenden Forschungsausgaben. Mittelfristig könnte die Schwäche bei den Ausrüstungsinvestitionen den Aufschwung jedoch gefährden. 

  • Der aktuelle Aufschwung zeichnet sich durch ein kräftiges Plus beim privaten Verbrauch aus. Der Außenhandel hat dagegen vergleichsweise wenig zum Wachstum beigetragen. Zur Grafik

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