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Betriebsräte brauchen mehr Mittel Böckler Impuls

Ältere im Betrieb: Betriebsräte brauchen mehr Mittel

Ausgabe 01/2024

Beschäftigte in höherem Alter benötigen teils besondere Unterstützung. Doch Betriebsräte können sich des Themas oft nicht annehmen, weil es an Ressourcen und Rechten fehlt.

Der demografische Wandel kommt in den Betrieben an. Der Anteil der älteren Beschäftigten steigt. Dennoch haben sich Betriebsräte in den vergangenen Jahren etwas seltener mit altersspezifischen Themen beschäftigt. Während im Jahr 2015 knapp 60 Prozent angaben, sich mit Arbeitsbedingungen Älterer sowie Altersteilzeit und Vorruhestand befasst zu haben, waren es im Jahr 2021 gut 53 Prozent. Das zeigt der neue Altersübergangsreport von Susanne Drescher und Martin Brussig vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) und Florian Blank vom WSI. Damit sich Betriebsräte künftig stärker für ältere Beschäftigte einsetzen können, brauchen sie nach Ansicht der Forschenden mehr personelle Ressourcen und „härtere“ Mitbestimmungsrechte.

Grundlage der von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Untersuchung ist die Betriebs- und Personalrätebefragung des WSI. Die Teilnehmenden werden gefragt, welche Themen, Entwicklungen und Probleme sie in einem bestimmten Zeitraum besonders beschäftigt haben. Unter anderem wird seit 2015 erhoben, ob die Themen Arbeitsbedingungen Älterer sowie Altersteilzeit und Vorruhestand eine Rolle gespielt haben. Untersucht wurden in dem Report nur die Antworten von Betriebsräten. Dabei zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Betrieben.

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Ein wichtiger Faktor ist die Betriebsgröße: Je größer der Betrieb, desto eher beschäftigen sich Betriebsräte mit altersspezifischen Themen. In Kleinbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten waren es 2021 rund 38 Prozent, in Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten 64 Prozent.

Von den Betriebsräten in tarifgebundenen Betrieben befassten sich 57 Prozent mit altersspezifischen Themen, von denen in nicht tarifgebundenen Betrieben 46 Prozent. Vor allem die Altersteilzeit wurde in tarifgebundenen Betrieben häufiger thematisiert. 

Bei Personalabbau spielten für Betriebsräte eher Fragen der Altersteilzeit und des Vorruhestands eine Rolle. Gab es dagegen Probleme mit der Besetzung offener Stellen, war die Aufmerksamkeit für die Arbeitsbedingungen der Älteren höher.

Wie hoch der Anteil der Älteren im Betrieb ist, wirkt sich nur wenig darauf aus, ob sich Betriebsräte mit altersspezifischen Themen befassen. Es sei davon auszugehen, so die Forschenden, dass die Interessen älterer Beschäftigter auch im Kontext anderer Themen wie beispielsweise Arbeits- und Gesundheitsschutz oder Digitalisierung vertreten werden. Gleichwohl sei es überraschend, dass sich der steigende Anteil Älterer im Betrieb nicht unmittelbar in den Themen der Betriebsratsarbeit niederschlägt – und das, obwohl über 80 Prozent der Betriebsräte sagen, dass sich die Chancen für Beschäftigte, bis zur Rente durchzuhalten, erhöhen würden, wenn die Betriebe die Arbeitsbedingungen stärker als bisher verbessern würden.

Die Erklärung der Forschenden: Möglicherweise seien die Betriebsräte mit den vielfältigen Aufgaben des Tagesgeschäfts stark ausgelastet oder es fehlten ihnen die personellen Ressourcen, um sich speziell um die Belange älterer Beschäftigter zu kümmern. Hinzu kämen eingeschränkte Mitbestimmungs- und Initiativrechte in diesem Bereich. Zwar werde im Betriebsverfassungsgesetz auch auf die Verantwortung für ältere Beschäftigte hingewiesen und bei den zentralen mitbestimmungspflichtigen Themen könnten ältere Beschäftigte mitgedacht werden, sie stünden aber nicht im Mittelpunkt der Regelungen, bei denen Betriebsräte „harte“ Rechte haben. Damit sich Betriebsräte künftig aktiver mit altersspezifischen Themen auseinandersetzen können, brauchen sie mehr Ressourcen und ein klareres Mandat, so Drescher, Blank und Brussig. Es sollte den Gremien erleichtert werden, externe Sachverständige oder fachkundige Beschäftigte hinzuzuziehen. Und generell gilt: Wenn der Betriebsrat mehr Aufgaben übernimmt, sollte es auch mehr Freistellungsmöglichkeiten geben.

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