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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Außenhandel: Mit dem Euro aus dem Gleichgewicht

Ausgabe 15/2010

Nach dem drastischen Einbruch in den Jahren 2008 und 2009 gelingt der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr ein rasches Comeback, stellt das IMK in seiner jüngsten Konjunkturprognose fest.

Doch die Forscher warnen auch: Die aktuelle, stark vom Export getriebene Erholung ist fragil, weil viele wichtige Handelspartner in einer schwierigen Lage sind. Euroländer wie Griechenland, Irland, Portugal und auch Spanien befinden sich noch immer in der Krise. Seit Jahren verzeichnen sie hohe Leistungsbilanzdefizite, die sie nun gleichzeitig mit ihren Staatsschulden abbauen müssen. Daher wird dort die Nachfrage nach deutschen Waren in nächster Zeit schwach bleiben.

Der Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung seit Beginn der Währungsunion zeigt: Die deutsche Wirtschaft hat ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu den anderen Euroländern verbessert - und zwar vor allem aufgrund geringer Lohnzuwächse, nicht wegen höherer Produktivitätssteigerungen. Schon vor Einführung des Euro hatte Deutschland Leistungsbilanzüberschüsse erzielen können, jedoch nie in einem vergleichbaren Ausmaß oder über einen so langen Zeitraum. Denn zu Zeiten der D-Mark wertete diese gegenüber den Währungen der Handelspartner auf und korrigierte so die Überschüsse.

Währungsaufwertungen als Korrektiv sind innerhalb der Eurozone nicht mehr möglich. Dadurch konnte Deutschland in den Jahren 2004 bis 2008 mit den Euroländern höhere Leistungsbilanzüberschüsse erzielen als mit dem Rest der Welt. Gesamtwirtschaftlich zahlte sich diese Strategie nicht aus: Das deutsche Wachstum ist seit Einführung des Euro deutlich hinter dem Durchschnitt der Euroländer zurückgeblieben. Der Grund: Die schwache Lohnentwicklung bremste den Konsum, diesen negativen Effekt konnte der Export nicht kompensieren. Damit die Krise endgültig überwunden werden kann, müsse die über Jahre schwache deutsche Binnennachfrage zum entscheidenden Wachstumsmotor werden, sagt das IMK. Anderenfalls drohe der gesamten Eurozone über Jahre eine deflationäre Stagnation.

  • Innerhalb der Eurozone sind Währungsaufwertungen als Korrektiv seit der Einführung des Euro nicht mehr möglich. Dadurch konnte Deutschland in den Jahren 2004 bis 2008 mit den Euroländern höhere Leistungsbilanzüberschüsse erzielen als mit dem Rest der Welt. Zur Grafik

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