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Befristung

Auf einen Blick: Gute Gründe gegen sachgrundlose Befristungen

Zunächst nur ein Vertrag für zwei Jahre und danach eine ungewisse Zukunft: Das ist mittlerweile Realität für viele, vor allem junge Beschäftigte.

[18.01.2022]

So arbeiteten im Jahr 2017 mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland nur mit einem befristeten Vertrag. Rund 60 Prozent aller befristet Beschäftigten in Deutschland sind dabei jünger als 35 Jahre. Insbesondere die sogenannten „sachgrundlosen“ Befristungen stehen seit längerem in der Kritik – und das auch zu Recht.

Studien zeigen, dass Befristungen nicht nur den Betroffenen schaden, sondern auch zur allgemeinen ökonomischen Verunsicherung beitragen und selbst für Unternehmen negative Seiten haben:

 

  • Wer keinen unbefristeten Vertrag hat, kann seine Zukunft nicht sicher planen. Er muss häufig die Stelle wechseln, nicht selten in eine neue Stadt ziehen. Darunter leiden auch Partnerschaft und Familienplanung.
  • Argumente für Befristete Arbeitsverhältnisse erweisen sich bei genauerem Hinschauen oft als haltlos. So erhöhen sie angeblich die Jobchancen von Bewerbern, die den Arbeitgeber nicht auf den ersten Blick überzeugen. Empirisch ist das nicht nachweisbar.
  • Zudem ist es in Zeiten angeblich wachsenden Fachkräftemangels auch kaum vermittelbar, warum Arbeitnehmern zunehmend sachgrundlos befristete Verträge angeboten werden. Auf diesen Widerspruch hat zuletzt WSI-Arbeitsmarktexperte Eric Seils hingewiesen. "Wenn der Mangel wirklich so gravierend wäre, dann würden die Unternehmen einem neuen Mitarbeiter doch möglichst einen unbefristeten Vertrag geben, um ihn langfristig zu binden", sagt Seils.
  • Auch gehen Befristungen zulasten der Produktivität im Job. Besonders ausgeprägt ist der negative Effekt laut einer Studie aus dem Jahr 2017 bei Unternehmen, die auf Hochqualifizierte angewiesen sind.
  • Permanente Sorgen um die Zukunft des Jobs beeinträchtigen die Gesundheit von Berufseinsteigern. Besonders stark leiden Beschäftigte mit Berufsausbildung.
  • Befristungen tragen dazu bei, dass sich in Deutschland ein Teil der Erwebsbevölkerung in einem Zustand dauerhafter Prekarität wiederfindet, sich zwischen der sozial abgesicherten Mehrheit der Erwerbstätigen und den beinahe gänzlich aus dem Erwerbsleben Ausgeschlossenen, etwa Langzeitarbeitslosen einrichten musste. Jeder achte zählt mittlerweile dazu.

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