zurück
Pressemitteilungen

Von 8,8 auf 21 Prozent: IMK: Rezessionsrisiko nach Brexit-Votum spürbar gestiegen

18.07.2016

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist während der vergangenen Wochen spürbar gestiegen. Wichtigster Grund dafür ist das Votum für einen Brexit, das insbesondere auf den Finanzmärkten für fortgesetzte Unsicherheit sorgt. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von Juli bis Ende September 2016 weist der IMK-Indikator, der die wichtigsten Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 21 Prozent aus. Im Juni betrug das Rezessionsrisiko lediglich 8,8 Prozent. Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarninstrument bleibt zwar im „grünen Bereich“ (keine Rezessionsgefahr bei Werten unter 30 Prozent), nähert sich allerdings der „gelben“ Stufe.

„Die latente Unsicherheit, die bereits in den vergangenen Monaten über der eigentlich günstigen Konjunkturentwicklung schwebte, und die zu starken Schwankungen der Rezessionswahrscheinlichkeit geführt hatte, hat sich mit dem Votum der Briten verfestigt“, ordnet IMK-Ökonomin Dr. Sabine Stephan den Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit ein. Die stärksten negativen Impulse erhalte der Indikator aktuell von den Finanzmärkten, insbesondere den Börsen. Die kräftigen Kursverluste haben im Saldo durchaus positive Entwicklungen bei der Zinsdifferenz zwischen deutschen Staats- und Unternehmensanleihen (gesunken) und bei den Auftragseingängen deutscher Unternehmen (in der Tendenz aufwärtsgerichtet) überlagert, erklärt die Außenhandelsexpertin.

In seiner aktuellen Konjunkturprognose geht das IMK davon aus, dass der Brexit bereits im kommenden Jahr spürbare Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland haben wird. Die Forscher rechnen damit, dass durch die Unsicherheit die Investitionsdynamik in der deutschen Wirtschaft weitgehend zum Stillstand kommt und das schwache Pfund die deutschen Exporte nach Großbritannien dämpft. Daher haben sie ihre Wachstumserwartung für 2017 kürzlich auf 1,3 Prozent reduziert. Das IMK plädiert in dieser Situation dafür, dass der Staat in Deutschland und anderen Euro-Ländern den Stau bei den öffentlichen Investitionen beschleunigt auflöst. Damit könne er auch den Unternehmensinvestitionen dringend benötigte Impulse verleihen.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt dabei die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion über fünf Monate um mindestens ein Prozent schrumpft.

Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Weitere Informationen:

Zum IMK-Konjunkturindikator

Die aktuelle Konjunkturprognose (pdf)

Kontakt:

Dr. Sabine Stephan
IMK, Expertin für Außenhandel

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen