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HBS Böckler Impuls

Einkommen: Armut entsteht am Arbeitsmarkt

Ausgabe 05/2015

Die Zunahme der Armut ist keine Folge demografischer Entwicklungen. Ausschlaggebend ist die Situation am Arbeitsmarkt.

Von den späten 1990ern bis Mitte der 2000er-Jahre ist die derzeit stagnierende Armutsquote in Deutschland deutlich gestiegen. Umstritten ist allerdings, woran das liegt. Die einen machen die Wirtschafts- und Sozialpolitik, hohe Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne verantwortlich. Andere argumentieren, dass sich dahinter vor allem veränderte Haushaltsstrukturen verbergen – etwa eine steigende Zahl von Rentner- oder Singlehaushalten. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben die Soziologen Andreas Haupt und Gerd Nollmann vom Karlsruher Institut für Technologie komplexe Berechnungen mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 1992 bis 2011 angestellt. Ihr Ergebnis ist eindeutig: „Es sind hauptsächlich Arbeitslosigkeit, instabile Beschäftigung, Teilzeit- und Niedriglohnarbeit, die die Armutsquote nach oben treiben.“

Seit Ende der 1990er-Jahre ließen die Umverteilungseffekte der Rentenversicherung nach, so die Wissenschaftler, gleichzeitig sei die Erwerbslosigkeit gestiegen. In jüngster Zeit wirkte die zunehmende Erwerbstätigkeit zwar dämpfend, reichte aber nicht für eine Trendumkehr aus, weil gerade Teilzeitkräfte trotz Arbeit häufig arm sind. Das sinkende Rentenniveau lässt zudem die Altersarmut wachsen.    

  • Seit den späten 1990er Jahren hat die Armut zugenommen. Zur Grafik

Andreas Haupt, Gerd Nollmann: Warum werden immer mehr Haushalte von Armut gefährdet? in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 4/2014

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